rung friedlich Zusammenleben könnten. Deshalb war es logisch, daß die Fatahbewegung ihren wachsenden Einfluß dazu benutzte, die arabischen Regime zur Änderung ihrer Haltung gegenüber den Juden zu bewegen - den dagebliebenen volle Gleichberechtigung zu gewähren und die rückkehrwilligen zur Rückkehr einzuladen. Damals glaubten viele Palästinenser ihre eigene Propaganda, die besagte, orientalische Israelis seien in Wahrheit nur Araber, die sich zum jüdischen Glauben bekennen und vom europäischen Zionismus dazu verleitet worden seien, die heimatlichen Gefilde zu verlassen und in den zionistischen Staat zu ziehen, um sich dort ausbeuten und unterdrücken zu lassen. Viele Palästinenser hofften, daß diese arabischen Juden oder jüdischen Araber, wenn sie erst einmal desillusioniert seien, gern in die arabischen Länder zurückkehren würden, wenn die arabischen Regierungen sie nur zur Rückkehr einlüden.

Arafat ließ sich von diesen Argumenten überzeugen. Zumindest setzte er eine spezielle Arbeitsgruppe unter Führung von Abu Maazen und Sartawi ein, die sich mit der Angelegenheit befassen sollte. Sie erhielten den Auftrag, die Haltung der Araberstaaten gegenüber den Juden zu ändern und Möglichkeiten für die Rückkehr der Juden aus Israel in die arabischen Länder zu schaffen.

Sartawi warf sich in diese Arbeit, wie er sich in jede Arbeit warf, mit der er betraut wurde. Von 1972 bis 1976 war er unermüdlich am Werk. Zusammen mit Abu Maazen traf er den Oberrabbi von Damaskus, der ihnen den Jammer schilderte, der über seine schwindende Gemeinde gekommen war. Die Behörden verfolgten die Juden, diskriminierende Gesetze und Regelungen hemmten jeden ihrer Schritte, es fehlte an Geld für die Erhaltung der Synagogen und Schulen. Im Augenblick, sagte er, brauche er ganz dringend fünfzigtausend Pfund Sterling. Darin sah Sartawi eine Gelegenheit, zu zeigen, daß die Fatah es ernst meinte. Aus Mitteln der Fatah ließ er dem Rabbi die Summe schicken, ohne davon öffentlich etwas verlauten zu lassen.

Zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Juden wurde ein gemeinsamer syrisch-palästinensischer Ausschuß gebildet. Die Syrer versprachen, die Gesetze zu ändern, um den weggezogenen Juden die Rückkehr zu ermöglichen. Sie taten es nie.

Am berühmtesten wurde die Geschichte von den vierhundert Jungfrauen. Der Rabbi von Damaskus hatte Sartawi und Abu Maazen geklagt, daß es in Syrien etwa vierhundert jüdische Mädchen gäbe, die überhaupt keine Chance hätten, in der geschrumpften Gemeinde Ehemänner zu finden. Sartawi hatte die Lösung im Handumdrehen: Er würde vierhundert junge Fatahkämpfer finden, die die Mädchen heirateten.

Beim Zubettgehen in dieser Nacht dachte er darüber noch einmal nach. Das war doch ganz falsch. Seine altruistischen Motive würden sicher mißdeutet, die Leute würden sagen, er wolle den jüdischen Glauben zersetzen, die Mäd¬

167