Als er erkannte, daß die Existenz Israels eine bleibende Tatsache war, daß es töricht war, von Israelis zu erwarten, sie würden ihren Staat aufgeben, ganz zu schweigen von der Erwartung, sie wollten dorthin zurück, woher sie gekommen waren, zog er den Schluß, daß die einzige Lösung des Problems in der Schaffung eines Palästinenserstaates an der Seite Israels bestand. Es war derselbe Schluß, zu dem etwas früher und auf anderen Wegen auch Hammami gelangt war.

Auch andere fanden zu dieser Erkenntnis, jeder auf seine Weise. Viele Jahre später sprach ich in Anwesenheit Sartawis mit einem der obersten Führer der PLO, und der sagte, nur halb im Scherz: "Ach, Sie glauben, er (Sartawi) ist gemäßigt? Ich entsinne mich noch gut, wie ich mit ihm gestritten und ihm gesagt habe, daß wir Israel werden anerkennen müssen, und er hat das heftig bestritten!" Dieser PLO-Führer erfreut sich in Israel des Rufes, ein unbelehrbarer Verfechter der harten Linie zu sein.

Ich faßte im Stillen Vertrauen zu Sartawi, weil ich wußte, welch langen Weg er gekommen war, hatte er sich doch von einem panarabischen Nasseristen zum Fürsprecher des Friedens mit Israel entwickelt. Man sagt, der menschliche Fötus mache alle Stufen der Lebensformen auf der Erde durch, vom primitiven Organismus bis zum menschlichen Wesen. Etwas dieser Art war mit Sartawi geschehen.

Einmal an diesem Punkt angekommen, dachte Sartawi kompromißlos logisch. Ein Palästinenserstaat an der Seite Israels konnte nur mit israelischem Einverständnis geschaffen werden. Um dieses Einverständnis zu erreichen, mußte die öffentliche Meinung in Israel verändert werden. Ein Dialog mit Israelis war notwendig - nicht mit israelischen Randgruppen wie Kommunisten und anderen Antizionisten, sondern mit Menschen aus der Mitte der israelischen Gesellschaft, mit israelischen Patrioten und sogar Zionisten, die bereit waren zu einer Koexistenz zwischen Israel und dem Palästinenserstaat. Er wußte, daß ein solcher Dialog schon zwischen Hammami und mir begonnen hatte. Hammami erstattete Arafat über Abu Maazen Bericht, der Kopien dieser Berichte an Sartawi weiterreichte. Wie Sartawi mir später sagte, hatte er sämtliche Berichte Hammamis und meine Briefe in seinen Akten.

Bald beschloß Sartawi, Hammami den Dialog aus der Hand zu nehmen und sich selbst darum zu kümmern. Er tat es, als er zu der Erkenntnis gekommen war, daß dieser Dialog ein entscheidender Teil des palästinensischen Kampfes war.

Einiges an Hammamis Arbeit ärgerte Sartawi. Die eigentliche Ursache dafür war vielleicht eine fundamentale Unvereinbarkeit der Charaktere bei diesen beiden bemerkenswerten Menschen, die so vieles gemeinsam hatten und doch so verschieden waren. Sartawi war logisch-analytisch. Hammami war mehr Künstler, ein Mann der Emotion. Sartawi war ein Befehlender, ein Kämpfer, ein Mann, der Emotionen zu unterdrücken gewohnt war.

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