zurufen. Die Tunesier wollten der Bitte entsprechen und verlangten, Sartawi möge doch bitte so freundlich sein und sich aus den Vereinigten Staaten entfernen. Sartawi, inzwischen wütend und erregt, teilte den Tunesiern mit, daß dies eine größere Krise zwischen Tunis und der Palästinensischen Befreiungsfront hervorrufen würde, ein gefürchteter Faktor in den innerarabischen Beziehungen. Die Tunesier zögerten. Nicht so Kissinger. Er drohte, die Nahrungsmittellieferungen an Tunesien einzustellen.

Die Tunesier, jetzt zutiefst erschreckt, fragten Sartawi, ob er bereit sei, die Verantwortung für verhungernde tunesische Kinder zu übernehmen. Das war ein Argument, über das auch Sartawi nicht hinweggehen konnte. Er verließ die Vereinigten Staaten.

Während der Wochen seines Aufenthaltes hatte er getan, was er konnte, um die Barriere zu durchbrechen, die zwischen ihm und der jüdischen Gemeinde aufgebaut worden war. Als alles andere fehlschlug, nahm er die Gelben Seiten und suchte sich aufs Geratewohl eine jüdische Synagoge heraus. Er rief im Büro an, stellte sich als PLO-Vertreter vor und bat um die Erlaubnis, die Synagoge zu besuchen und zur Gemeinde zu sprechen. Verblüfftes Schweigen am anderen Ende, und dann, nach einigem Hin und Her, lud man ihn ein, zu kommen und sich privat mit einigen Vertretern der Gemeinde zu unterhalten. Zum ersten Mal sah er eine jüdische Synagoge, und er war tief beeindruckt. Er sprach sehr häufig davon, auch in öffentlichen Reden. Er erwartete ein schlichtes Gebetshaus in der Art einer islamischen Moschee und war erstaunt, ein Zentrum vielfältiger Aktivitäten vorzufinden, Geselligkeit, Sport, Bildungsprogramme. Das Treffen selbst begann in korrekter, aber frostiger Atmosphäre, aber sein Charme ließ das Eis rasch schmelzen. Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, und Sartawi war recht zufrieden. Seine Argumente wurden gehört und er hatte das Gefühl, es sei ihm gelungen, das Klischeebild der Juden von der PLO als einem Haufen von Mördern und Terroristen zu ändern. Aber dieses Ereignis war ein Ausnahmefall, und seine Bemühungen endeten mit seiner Abreise.

Die ganze Episode hinterließ bei ihm einen bitteren Nachgeschmack, eine Bitterkeit, die in den folgenden Jahren noch wachsen sollte. Die Mission war ein totaler Fehlschlag. Trotzdem beriet die PLO in den Wochen danach über die Einrichtung eines PLO-Büros in Washington. Hammami, der in London so erfolgreich gearbeitet hatte, war für den Posten vorgesehen, das aber wurde von Sartawi abgeblockt, der Hammami jetzt für zu "erratisch" hielt. Schließlich wurde die Diskussion rein akademisch, da in der USBundeshauptstadt kein PLO-Büro eingerichtet werden konnte. Stattdessen entstand die PLO-Gesandtschaft in New York, als es der PLO gelang, Beobachterstatus bei den Vereinten Nationen zu erhalten.

Man kann sich nur fragen, was wohl geschehen wäre, wenn Sartawi in den USA Erfolg gehabt hätte. Sein persönlicher Status innerhalb der PLO wäre

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