Natürlich geschah noch vieles mehr in diesen schicksalsschweren Monaten vor der Wahl im Mai 1977.
Am 23. Januar rief Sartawi mich an. Er klang höchst erregt und verlangte, ich müsse sofort nach Paris kommen. Zwischen ihm und Lova Eliav sei etwas Ernstes vorgefallen und er wolle das ausdiskutieren. Ich rief Matti an, der mir riet, nicht zu fahren, er selber habe sowieso eine Parisreise vor. Als Sartawi wieder anrief und ich ihm das mitteilte, wurde er noch wütender.
Monate später, als unsere persönliche Beziehung viel entspannter geworden war, erzählte er mir, was da passiert war. Eliav war zu einer neuen Gesprächsrunde nach Paris gekommen. Zwischen ihnen war Streit über ein Treffen mit Mendès-France ausgebrochen. Aus irgendeinem Grunde bestand Sartawi darauf, das Treffen müsse abgesagt werden. Eliav beschloß, allein hinzugehen, ein Entschluß, der Sartawi sehr verärgerte. Wahrscheinlich fand er, er habe eine so verletzende Attacke Kaddumis erlitten und sei so starken Angriffen aller palästinensischen und arabischen Radikalen ausgesetzt, daß er mehr Rücksichtnahme seiner neuen israelischen Freunde verdiente.
Tatsache war, daß es zwischen Sartawi und Eliav von Anfang an nicht so recht klappte. Eliav ist ein Idealist, ganz auf die eigene Gedankenwelt und Persönlichkeit fixiert, und deshalb fehlt ihm eine Eigenschaft, die für diese Kontakte nötig ist - die Fähigkeit und die Geduld, der anderen Seite genau zuzuhören, ihre Empfindlichkeiten zu verstehen, auch das zu hören, was nicht laut ausgesprochen wird.
Im März geschah zweierlei. Die vielen verschiedenen Friedensgruppen, die im Israelischen Rat für israelisch-palästinensischen Frieden vertreten waren, schlossen sich zu einer gemeinsamen Liste für die bevorstehenden Wahlen zusammen. Die daraus entstehende Koalition, die später zu einer Partei wurde, nannte sich Scheli, die hebräische Abkürzung für "Frieden in Israel" und auch "Gleichheit in Israel". Die Liste der Kandidaten wurde von Lova Eliav, Meir Pail und mir angeführt, in dieser Reihenfolge, die die größten der hier zusammengekommenen Gruppen repräsentierte. Ich machte mir keine Illusionen. Unsere neue Gruppierung zog zwar eine ganze Anzahl enthusiastischer junger Leute, Intellektuelle und Künstler an, aber sie war nur ein Schatten des großen Friedenslagers, das hätte entstehen können, wenn Kaddumis betäubender Schlag nicht unsere Glaubwürdigkeit und unser Prestige beschädigt hätte.
Diesen Schaden vergrößerte der dreizehnte Palästinensische Nationalrat noch, der vom 21. bis 25. März in Kairo zusammentrat, als sich der israelische Wahlkampf seinem Höhepunkt näherte. Diese Nationalratskonferenz verabschiedete die wichtige Resolution 11, mit der die Errichtung eines unabhängigen Nationalstaates in einem Teil Palästinas gefordert wurde. Das war ja ganz positiv und auf dem langen Marsch der Palästinenser ein großer Schritt vorwärts.