Aber um diesen Beschluß möglich zu machen, war er nachgerade vergraben in die alte Rhetorik, und das war es, was dem normalen Israeli ins Auge sprang. Die israelische Presse stellte die Beschlüsse als großen Sieg der palästinensischen Extremisten dar, und die wenigen Fachleute, die es besser wußten, hielten den Mund. Was aber das Schlimmste war, der Rat beschloß, daß Kontakte nur mit antizionistischen Israelis erlaubt seien, womit er erneut unsere Kontakte desavouierte - zumindest theoretisch.

Wir taten unser Bestes, doch am Wahltag errang die Scheli nur zwei Sitze mit nicht einmal zwei Prozent der Stimmen. Auch dieses schwache Bild wurde beinahe ignoriert, weil etwas Schreckliches geschehen war, was alles andere überschattete - zum ersten Mal in der Geschichte Israels hatte die chauvinistische Rechte eine Wahl gewonnen. Menachem Begin, der Apostel GroßIsraels, der Todfeind aller palästinensischen Hoffnungen, war Ministerpräsident geworden.

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Im Juni fuhr ich nach Wien. Das kam auf ziemlich witzige Weise zustande. Einmal im Jahr wird ein bedeutender Mensch nach Wien eingeladen, um im Karl Renner-Institut einen Vortrag zu halten. Das ist eine sehr ehrenvolle Angelegenheit. Das Institut gehört der Sozialistischen Partei, aber da die Sozialisten an der Macht waren, wurde die Veranstaltung praktisch zur Staatsaffäre, stand unter der direkten Schirmherrschaft des Bundeskanzlers und sah die ausländischen Botschafter und die Creme der Wiener Gesellschaft im Publikum. Der für dieses Jahr vorgesehene Redner war Schlomo Avineri, ein Philosophieprofessor der Hebräischen Universität in Jerusalem, der unter der nun abgewählten Regierung der Arbeiterpartei als Generaldirektor des israelischen Außenamtes fungiert hatte. Im allerletzten Moment hatte Avineri eine unverzeihliche Sünde begangen: Er hatte den Gastgebern mitgeteilt, daß er nicht kommen könnte.

Kreisky war höchst verärgert und hatte eine glänzende Idee: Anstelle von Avineri, einem Vertreter des Establishments, wollte er Avnery einladen, das genaue Gegenteil.

Die meisten Anwesenden merkten nicht einmal etwas, bis man sie darauf hinwies, daß eine leichte Änderung am Namen des Vortragenden eingetreten sei. Das Ereignis, das in der Hofburg stattfand, dem alten Kaisersitz, war sehr beeindruckend. Kreisky führte mich beim Publikum mit glühenden Worten ein, die mir ziemlich peinlich waren, und dann hielt ich unvorbereitet eine Rede, in der ich die historischen Wurzeln des tragischen Konflikts zwischen den beiden Völkern darlegte, die das ganze Land für sich beanspruchten, und schloß mit einem Plädoyer für israelisch-palästinensische Versöhnung und Koexistenz.

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