"Die Menschen in den besetzten Gebieten wollen eine Lösung. Sie sind es, die leiden. Aber ihre Stimme wird nicht gehört."

Issam hatte wie üblich einen praktischen Vorschlag. Warum sollte er nicht den Stier bei den Hörnern packen und sich an Arafat persönlich wenden? Ich hatte schon Offene Briefe an Arafat geschrieben und sie in der Haolam Hazeh gedruckt, und Issam wußte, daß Arafat sie gelesen hatte. Da Issam selber schlecht Offene Briefe an seinen Chef schreiben konnte, war es an mir, das zu tun.

Was folgte, war eine ziemlich eigenartige Beratung zwischen uns beiden. Da diktierte praktisch ein hoher PLO-Funktionär einem israelischen Journalisten einen Brief an seinen eigenen Chef, um ihn mit der Unterschrift des Israelis in einem israelischen Magazin zu veröffentlichen. Dieses Dokument ist es wert, in vollem Wortlaut zitiert zu werden, denn es zeigt, wie Sartawi die interne Verfassung der PLO zu der Zeit beurteilte und zu beeinflussen gedachte.

Ich schrieb den Brief auf dem Heimweg nach Israel im Flugzeug. Er wurde am 29. Juni 1977 in der Haolam Hazeh veröffentlicht. Der Text wurde rund um die Welt in den Blättern nachgedruckt, die der Sache des israelischpalästinensischen Friedens nahestehen.

Herr Vorsitzender,

dieser Offene Brief wird aus zwei Gründen an Sie gerichtet: Es ist der schnellste, direkteste Weg. Schnelligkeit scheint mir wichtig, da meine Worte Beschlüsse betreffen, die Sie und Ihre Freunde in naher Zukunft zu fassen haben.

Diese Beschlüsse gehen jeden Palästinenser, jeden Israeli und vielleicht jeden Menschen auf der ganzen Welt an. Es ist deshalb besser, offen darüber zu reden. Die augenblicklichen Entwicklungen, die zu einem neuen Krieg führen können, der diese ganze Region überzieht, hängen jetzt von einigen wenigen Menschen ab - dazu gehören der israelische Ministerpräsident, der Präsident der Vereinigten Staaten und die arabischen Staatschefs.

Auch Sie sind einer von ihnen.

Herr Vorsitzender,

dieser Brief ist ausschließlich dazu bestimmt, Ihnen das eine zu sagen:

Es liegt in Ihrer Macht, jetzt, unserer Region die außergewöhnliche Möglichkeit zu Frieden zu bringen.

Vor einem Jahr haben Sie einen kühnen Entschluß gefaßt, einen Entschluß, der in der langen und schmerzlichen Geschichte unserer beiden Völker eine neue Seite hätte aufschlagen können. Sie entschlossen sich, offizielle Kontakte zum Israelischen Rat für israelisch-palästinensischen Frieden aufzunehmen, einem patriotischen Gremium, das seinen zionistischen Charakter nicht verbarg. Sie baten eine spezielle Mannschaft unter Führung von Dr. Issam Sartawi, diese Kontakte zu unterhalten.

Es ist möglich, daß Ihre Entscheidung von den inoffiziellen Kontakten beeinflußt war, die ich vorher zwei Jahre lang mit dem Vertreter Ihrer Organisation pflegte, der auf Ihre Anweisung handelte, und in deren Verlauf wir die Fragen

196