In die Höhle des Löwen

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"Die Straße zum Frieden ist mit Palästinensergräbern gepflastert", sagte Issam Sartawi.

Said Hammami war am 4. Januar 1978 umgebracht worden. Henri Curiel war am 4. Mai 1978 umgebracht worden. Azz-al-Din Kalak, der offizielle PLO-Vertreter in Paris, war am 1. August 1978 umgebracht worden. Dieser letzte Mord war vollkommen sinnlos. Kalak war lediglich ein Funktionär gewesen, der Orders entgegennahm, anders als Hammami, der zwar Funktionär, aber auch ein palästinensischer Denker und Führer aus eigener Kraft war. Kalak hatte in keiner Weise mit unseren Kontakten zu tun gehabt. Im Gegenteil, Sartawi mied die offizielle PLO-Vertretung in Paris sorgfältig, denn sie unterstand natürlich Kaddumis Kontrolle, und Kalak hatte ihn öffentlich desavouiert. Die Abu Nidal-Bande hatte Kalak ohne jeden Grund umgebracht; vielleicht nur deshalb, weil er in Paris war, der Stadt, in der die Kontakte stattgefunden hatten.

Ich war tief betroffen von der Ermordung Hammamis. Ich versuchte, meine Gefühle in einem Nachruf auszudrücken, den ich unter dem Titel "Said, mein Feind, mein Freund" in der Haolam Hazeh veröffentlichte. Einen PLOFunktionär als Freund zu bezeichnen, das galt damals in Israel noch als skandalös, selbst bei solchen Leuten, die Kontakte mit dem Feind als ein Mittel der Wegbereitung für den Frieden bejahten. Kaum jemand konnte sich vorstellen, was für eine Beziehung zwischen Menschen wie Hammami und Sartawi und uns entstanden war, ein durch geteilte Gefahren, Erwartungen und Erlebnisse stark gewordenes Band.

Wie ich schon sagte, wurde ich daran gehindert, an der Gedenkveranstaltung für Hammami teilzunehmen, bei der Sartawi seine bewegende und bemerkenswerte Gedenkrede hielt. Natürlich konnte ich auch bei Hammamis Beisetzung nicht anwesend sein, die in Amman stattfand.

Nach der Ermordung Curiels eilte ich nach Paris, um an der Trauerfeier für diesen wahrhaft bemerkenswerten Menschen teilzunehmen. Sie fand auf dem Friedhof Père Lachaise statt und war ein herausragendes Ereignis. Einem schweigenden Trauerzug folgte ein schweigendes Begräbnis. Nur einer sagte ein paar Worte "im Namen der Genossen".

Wer waren diese "Genossen"? Da waren seine alten Freunde aus der ägyptischen kommunistischen Partei, hauptsächlich Juden, die nicht nur aus Ägypten vertrieben, sondern auch aus der Partei ausgeschlossen worden waren, und das nur, weil sie Juden waren. Dieses unmarxistische Verhalten

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