lief, getötet (ein nettes Mädchen, das mir schon mehrmals Bilder verkauft hatte) und einen vollbesetzten Bus, der nach Tel Aviv fuhr, gekapert. Unterwegs waren sie aufgehalten worden, und bei der anschließenden Schießerei kamen viele Menschen, darunter die Fedajin selber, ums Leben. Es war eine dieser Greueltaten, die sich in die israelische Seele einbrannten. Sie lieferte auch den Grund - oder Vorwand - für die erste israelische Invasion im Südlibanon. Als ich später mit Sartawi darüber sprach, wurde wieder deutlich, daß wir solche Vorfälle unterschiedlich beurteilten. Sartawi meinte wie ich, daß solche Überfälle schädlich und kontraproduktiv seien. Aber er verurteilte sie nicht moralisch. "Was wollen Sie denn?" fragte er. "Hier gehen ein paar Burschen, wahrscheinlich schlecht ausgebildet, ins Feindesland. Sie können doch nicht die Taten verängstigter Kinder wie dieser mit den kühl geplanten Luft- oder Bodenangriffen auf unsere Frauen und Kinder in den libanesischen Flüchtlingslagern vergleichen, die von Generalstabsoffizieren befohlen und ausgeführt werden."
Dies war eins der psychologischen Hindernisse für einen israelischpalästinensischen Dialog. Für die Israelis waren die Fedajin kaltblütige Mörder, Terroristen, die Schulkinder und harmlose Familien überfielen, nur um jüdisches Blut zu vergießen. Für die Palästinenser waren sie Helden und Märtyrer, die ins Land des weit überlegenen Feindes gingen und dem beinahe sicheren Tod ins Auge blickten, etwa wie die französischen Untergrundkämpfer, die der Nazibesatzung in ihrem Land entgegentraten. Nach jedem Gewaltakt dieser Art lief eine Welle der Emotion durch Israel und machte unsere Bemühungen, die PLO zu entdämonisieren, zunichte, so wie Meereswellen die Sandburgen zerstören, die Kinder am Strand bauen. Es war ein Teufelskreis, der manchmal auch das standhafteste Herz entmutigen konnte.
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Manchmal war auch Issam mutlos.
Ich entsinne mich eines Treffens, bei dem er besonders gedrückter Stimmung war. Wir aßen in einem chinesischen Restaurant am Boulevard Montparnasse zu Abend - er liebte wie ich gute Restaurants und gutes Essen, und all unsere Kontakte waren geprägt von guten Menues, begleitet von gutem Wein und gewürzt mit Neckereien hübscher Kellnerinnen -, und Sartawi beklagte unsere Rückschläge. Ich mußte ihn trösten und sagte, das alles ginge vorüber, die grundlegenden Realitäten würden am Ende alle Parteien zum Frieden zwingen. Die fundamentalste Realität sei die Existenz des palästinensischen Volkes selbst, ohne das keine Lösung möglich sei. Was für Fehler auch immer gemacht würden, letztlich sei eine Lösung unumgänglich. Das und das Essen, der Wein und auch die Kellnerinnen hoben seine Stimmung.
Zu der Zeit war Issam besonders verärgert über die herabsetzenden Bemerkungen Lova Eliavs, die in PLO-Kreisen weite Verbreitung gefunden hatten. "In Beirut bekomme ich zu hören: Wenn das die guten Israelis sind, von denen