du in so hohen Tönen redest, wie böse können dann die bösen Israelis sein? Sie müssen wissen, ich habe euch Bande dort in den Himmel gehoben, um Unterstützung für die Kontakte zu kriegen. Wenn jetzt einer von Ihnen etwas Anrüchiges sagt, ist die Wirkung viel schlimmer, als wenn ich das nicht getan hätte." Später sagte er noch: "Ich kann Sie in Beirut begraben und Sie können mich in Tel Aviv begraben. Alles, was wir sagen, wird sofort der anderen Seite gemeldet. Bedenken Sie das jedesmal, wenn Sie etwas sagen. Wenn ich erkläre, wir müßten Israelis umbringen, sind Sie erledigt. Wenn Lova Eliav sagt, daß wir Palästinenser Feiglinge sind und andere demütigende und beleidigende Sachen, dann schwächt er mich, nachdem ich euch als Engel hingestellt habe. Die Leute sind schockiert. Ich habe zu erklären versucht, daß Lova pikiert war, weil Matti und Sie in London einen so schönen Empfang genossen haben, während er in Paris eins vor den Latz bekam. Aber das Prestige des israelischen Friedenslagers ist in Beirut augenblicklich sehr gering."

Um ihn abzulenken, fragte ich ihn nach seiner Meinung über Herztransplantationen. Die erste Operation dieser Art in Israel war gerade erfolgreich durchgeführt worden. Als Herzspezialist verurteilte Sartawi diese Operationen. Eine Erfolgsrate von zwei Prozent rechtfertigte sie seiner Meinung nach nicht. Man müsse stattdessen, meinte er, viel mehr Forschung betreiben.

Der israelische Einmarsch im Südlibanon hatte das israelische Interesse an diesem Lande geweckt. Ich verwendete viel Zeit darauf, mir von Issam ein detailliertes Bild von den Verhältnissen in dem Lande geben zu lassen, das ich später für meine Artikel über die Lage im Libanon benutzte. Heutzutage frage ich mich oft, wieviele israelische Fehler im Libanon hätten vermieden werden können, wenn unsere Regierung diese Artikel genauer gelesen hätte. Sie beruhten auf Informationen, die mit Sicherheit ganz anders waren als die durch israelische Geheimdienstkanäle gesammelten Einschätzungen, oder die sie zumindest aus einem anderen Blickwinkel sahen. Zu meinen wertvollen Schätzen gehört eine kleine Landkarte, die Issam mit meinem Stift in mein Notizbuch gezeichnet hat und die die Kämpfe des Bürgerkriegs von 1976 erläutert. Einmal rief Issam: "Der Libanon interessiert uns gar nicht! Wir hassen den Libanon! Wir wollen da nur überleben, bis wir in die West Bank gehen und dort unseren eigenen Staat schaffen können!" Es erinnerte mich an Theodor Herzl, den Begründer des modernen Zionismus, der einst vorschlug, eine jüdische Siedlung im nördlichen Sinai zu errichten, damals unter britischer Kontrolle, bis das Siedeln im - damals türkisch beherrschten Palästina selbst möglich wäre.

Ich sprach die Frage des israelischen Gefangenen an. Am Ende der "Operation Litani", wie der Einmarsch im Südlibanon vom März 1978 in Israel genannt wurde, hatten vier israelische Reservisten versehentlich die Linien überschrit¬

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