Unternehmen Traum

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Wir waren wieder in Rambouillet. Issam hatte angerufen und uns drei - Matti Peled, Jakob Arnon und mich - gebeten, zu dringenden Konsultationen zu kommen. Henri Curiels Genossen, die entschlossen waren, sein Werk fortzusetzen, stellten uns die Villa zur Verfügung und beförderten uns dorthin. Es war Ende September 1980. Wir vier fühlten uns jetzt vollkommen wohl miteinander. Ein menschliches Verhältnis war entstanden. Inzwischen hatten wir absolutes Vertrauen zueinander, nachdem Eliav, Pail und ein oder zwei andere Sartawis Vertrauen mißbraucht hatten, seiner Meinung nach jedenfalls. Zwischen uns vieren konnten die vertraulichsten Dinge offen besprochen werden, ohne Angst oder Vorbehalte. Jeder von uns hatte eine anders geartete Beziehung zu Issam. Er respektierte Matti Peled, der als Mensch sein genaues Gegenteil war. Matti machte sich nicht viel aus den einfachen Freuden des Lebens wie einem guten Essen, und ganz gewiß war er kein Partner für eine Diskussion über die Vorzüge von Mädchen. Daß er General war, beeindruckte Issam, der wußte, daß es auch andere Palästinenserführer beeindrucken würde. In Reden sagte er manchmal: "Ich habe mit General Peled gesprochen - ein palästinensischer General mit einem israelischen General..." in Anspielung darauf, daß er einst Chef einer Fedajin-Organisation war.

Sein Verhältnis zu Jakob Arnon war ganz anders. Arnon ist zehn Jahre älter als Matti (von dem mich nur ein paar Wochen trennen), und er war eine Art Vaterfigur. Issam liebte es, mit ihm Witze auszutauschen, und respektierte seinen gesunden Menschenverstand. Arnon, der die deutsche Besatzung in seiner holländischen Heimat überlebt hatte, war ein Veteran der Arbeiterpartei und der israelischen Staatsverwaltung, und er besaß diese bestimmte Spielart irdischer Weisheit, die man braucht, um ein großes Unternehmen zu leiten.

Die Beziehung zwischen Issam und mir war wieder anders. In mancher Hinsicht waren wir einander ähnlich. Wir teilten viele Vorlieben und Abneigungen, einen Sinn für Abenteuer, eine gewisse Teufel-komm-raus-Haltung, die Freude an den guten Dingen des Lebens, eine allgemeine Neugier auf alles. Eine amerikanische Journalistin, die sich mit uns anfreundete, sagte mir einmal: "Wenn ich mit Issam zusammen bin, denke ich an Sie, und bei Ihnen denke ich an Issam. Für mich sind Sie zwei verschiedene Ausgaben derselben Person." Ich faßte das als großes Kompliment auf.

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