Knesset eine entscheidende Rolle spielen konnte, wenn die Regierung auf ihre Stimmen angewiesen war. Ja, die bestehende Begin-Regierung hing auf Leben und Tod von den vier Stimmen der ultra-orthodoxen Agudat Israel-Fraktion ab, die der Regierung praktisch ihre Wünsche diktieren konnte und es oft auch tat. Aber davon wollte Issam nichts hören. Das Ziel mußte hoch gesteckt sein, um die PLO-Führung zu beeindrucken.
Als er so seine Gedanken entwickelte, zeichnete Sartawi ein Bild, in dem das Unmögliche möglich schien. Wenn man davon ausginge, daß die Neuwahl im Herbst 1981 stattfände, bliebe noch ein Jahr für Aktionen. Im Laufe dieses Jahres würde eine Serie dramatischer Ereignisse immer größeren Umfangs stattfinden, zum Beispiel israelisch-palästinensische Konferenzen, Treffen zwischen israelischen Friedensaktivisten und ranghohen PLO-Führern und so weiter. Das würde uns helfen, in Israel zu Helden zu werden und ein großes Bündnis der Friedenskräfte zu schaffen, dessen Kern der Israelische Rat wäre. Gleichzeitig würden wir mit aktiver Hilfe von Sartawi selbst unterstützende Bewegungen in der ganzen westlichen Welt organisieren, und das würde uns in die Lage versetzen, Gelder zu sammeln in einem Umfang, den wir uns nie erträumt hätten. Wir würden zu einer Macht in der israelischen Politik, die nächste Regierung der Arbeiterpartei (jeder nahm zu der Zeit an, daß die Arbeiterpartei wieder an die Macht käme) werde auf unsere Stimmen angewiesen sein. Wir würden diese Macht einsetzen, um den politischen Kurs Israels zum Frieden zu wenden. Was wir erreichten, würde die realistischen Kräfte in der PLO ernorm stärken. Arafat würde in die Lage versetzt, die unzweideutigen Erklärungen über die Bereitschaft der PLO zu gegenseitiger Anerkennung und Frieden abzugeben, die wir brauchten.
Es war sehr lange her, seit ich zum ersten Male versucht hatte, Said Hammami in London diesen Gedankengang beizubringen. Hier war er nun in Gestalt eines praktischen Plans, vorgetragen von einem PLO-Funktionär.
Wir diskutierten über praktische Maßnahmen. Ein gemeinsames Komitee sollte gebildet werden, das das ganze Unternehmen lenkte. Ein detaillierter Plan sollte ausgearbeitet und auf einer Sitzung der Führungsspitzen beider Seiten bestätigt werden. Eine gesamtarabische Friedensinitiative unter Führung von Saudi-Arabien sollte gleichzeitig mit unserer Tätigkeit beginnen. Weltbekannte Persönlichkeiten sollten zur Mitwirkung aufgerufen werden. Wir untersuchten verschiedene Möglichkeiten, an Staatsoberhäupter heranzutreten. Was konnte man tun bei König Hassan von Marokko oder Präsident Bourghiba von Tunesien, zu denen Sartawi gute Beziehungen hatte? Wie konnte man den französischen Staatspräsidenten Valéry Giscard d'Estaing ansprechen? Wie waren die guten Dienste Bruno Kreiskys am besten zu nutzen? (Issam nannte ihn den "treuesten Juden der Welt" und meinte: "Er ist Israel tief verbunden. Er glaubt, die einzige Gewähr für Israels künftige Existenz ist Frieden.") Was war mit den Deutschen wie Willy Brandt und