Aber diesmal bewegte sich etwas. Ende Dezember 1980 erhielten wir die erwartete Nachricht: Sofort kommen.

Anna Best, Henri Curiels langjährige, ergebene Assistentin und Expertin für Probleme der Kurden, eine Jüdin aus Ägypten, holte uns am Flughafen Charles de Gaulle ab. Wir quetschten uns mit unserem Gepäck in ihr Wägelchen, und unterwegs in die Stadt berichtete sie uns das Neueste: Wir alle führen nach Marokko, den König besuchen.

"Das glaube ich nicht", sagte Arnon.

In der Privatwohnung eines Mitglieds der Gruppe Curiel trafen wir unsere Reisevorbereitungen. Issam erschien und strahlte Zuversicht aus. Alles sei bereit. Wir bekämen falsche Papiere für die Einreise nach Marokko. Wir erhielten alle drei arabische Namen und flögen mit einem Clipper der Royal Air Maroc nach Rabat. Alles sei auf direkte Anweisung seiner Majestät von der marokkanischen Botschaft in Paris arrangiert worden.

Wenige Minuten später waren wir auf dem Weg zum Flughafen Orly. Ein eleganter junger Marokkaner begleitete uns. Er gab jedem von uns ein maschinegeschriebenes Dokument mit angeheftetem Foto. (Ich trug immer Paßfotos bei mir, aber Matti und Arnon mußten sich in Paris einen Fotoautomaten suchen.) Ich war nun Dr. Omar Kharaki, ein marokkanischer Staatsbürger mit unwahrscheinlich blauen Augen. Geboren war ich in Casablanca am 16. Juni 1927 und wurde so um vier Jahre jünger. Arnon war Dr. Ahmed Sabar, geboren 1917 in Meknes, auch er gewann ein paar Jahre. Matti war Dr. Abd-al-Salaam Murabet.

Ziemlich unsicher näherten wir uns der französischen Paßkontrolle. Mit einem flüchtigen Blick auf unsere Papiere, ohne mit der Wimper zu zucken, winkte der Paßbeamte die drei unglaubhaften Marokkaner durch. In der Abflughalle, wo wir auf unsere Bordkarte warteten, fanden wir uns in einer langen Schlange von Marokkanern wieder. Unser junger marokkanischer Begleiter war verschwunden. Unter uns sprachen wir nur Englisch, mit gedämpfter Stimme und so wenig wie möglich. Die Wartezeit war endlos, aber schließlich saßen wir dann in der ersten Klasse der Maschine, umgeben von schönen marokkanischen Stewardessen, die uns zur Begrüßung Champagner servierten.

Es ging alles viel zu glatt. Irgend etwas mußte passieren und das Wunder durchkreuzen. Und es passierte dann auch. Aber ganz anders.

Die Maschine stand noch, als etwas Unruhe entstand. Ein älteres marokkanisches Ehepaar, in die Aura von Bedeutung und Privilegiertheit gehüllt, betrat die erste Klasse. Es war kein Platz mehr. Gebieterisch deutete der Steward auf Dr. Murabet und Dr. Osman - Matti und Issam - und sagte mit einer flüchtigen Entschuldigung, sie möchten doch bitte in der Economy-Klasse Platz nehmen. Bei der brisanten Situation, in der wir uns befanden, konnten sie es nicht auf einen Streit ankommen lassen. Schweigend folgten sie

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