dem Steward in den hintersten Teil des Flugzeugs gleich bei den Waschräumen.

Dieses Erlebnis vergaß Issam nie. Er erzählte es immer wieder. Gefahren, Mordanschläge, Mißerfolge, Nackenschläge, alles konnte er vergessen, aber nicht die Würdelosigkeit, auf dem Wege zum König von Marokko gezwungen zu werden, in der Economy-Klasse zu sitzen und (für ihn) ungenießbares Zeug zu essen.

Und die Krone der Entwürdigung war, seiner Erzählung nach, daß ich mit einer Flasche Champagner und Leckereien in der Tür des Erster Klasse-Abteils erschien und mich besorgt nach ihrem Wohlergehen erkundigte. "Sie haben es uns richtig unter die Nase gerieben. Es war die reine Schadenfreude!"

Es war überhaupt ein denkwürdiger Flug. Ich pflegte nie erster Klasse zu fliegen. Aber dies war auch keine gewöhnliche erste Klasse wie in amerikanischen Linienmaschinen, von der El Al gar nicht zu reden. Es war ein fliegendes Paradies. Der Champagner floß wie Leitungswasser. Eine Speise folgte der anderen, den Süßigkeiten folgten Zigarren, exzellenter Kognak wurde zu arabischem Mokka serviert. Und das alles zusätzlich zu dem einmaligen Erlebnis, überhaupt in einem arabischen Flugzeug zu sitzen, umgeben von arabischen Damen und Herren, stilvoll bedient von arabischen Stewardessen - unterwegs zu einem Ereignis, von dem wir vierundzwanzig Stunden früher nicht zu träumen gewagt hätten.

Am Flughafen von Rabat nahm uns ein Herr in wallender schwarzer Djellaba in Empfang und bat uns, in einem gemütlichen Salon Platz zu nehmen, während die übrigen Passagiere abgefertigt wurden. Nach einem kurzen Gespräch mit Sartawi scheuchte man uns hinaus zu einer großen Limousine und brachte uns zu einer schönen Villa am Stadtrand, wo uns unser Gastgeber Ahmed Ben-Souda, des Königs chef de cabinet, erwartete.

Unsere Stimmung, die schon gehoben war, wurde euphorisch. Ben-Souda ist ein ganz reizender Gentleman. Innerhalb von Minuten waren wir in ein Gespräch über arabische Dichtung vertieft, bei dem Matti Peled brillierte. Sie rezitierten gegenseitig klassische arabische Gedichte. Der Anblick eines israelischen Generals, der ausführlich prämohammedanische arabische Poesie hersagen konnte, muß unseren Gastgeber beeindruckt haben. Ben-Souda rezitierte ein paar Gedichte, die er in seiner Jugend selbst geschrieben hatte, und Issam, ebenfalls Liebhaber arabischer Poesie, der gelegentlich selbst Gedichte schrieb, blieb ihm nichts schuldig.

Nach den Gedichten kamen die Witze. Der Kalif Harun al Raschid besucht den Palast eines seiner Wesire, der schöner ist als sein eigener. Er fragt den Sohn des Wesirs, wessen Palast schöner sei. Das Kind muß wählen: Entweder lügen, was eine Sünde ist, oder die Wahrheit sagen, was den Kalifen beleidigen würde. Seine Antwort: "Unser Palast ist schöner, denn jetzt hält sich der Kalif darin auf."

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