jahrhundertelanger Tradition der moslemisch-jüdischen Zusammenarbeit. Ich erzählte ihnen, was ich in der Schule über das "Goldene Zeitalter" der islamisch-jüdischen Kultur im muselmanischen Spanien gelernt hatte, als einige der größten jüdischen Dichter ihre Werke in Arabisch und Hebräisch verfaßten und als viele Juden berühmt wurden als Wesire, Berater und Ärzte marokkanischer Fürsten.
Als ich so den Gesprächen lauschte und mir die vollendete Mischung arabischmarokkanischer und französisch-europäischer Kulturen ansah, konnte ich mich eines Gedankens nicht erwehren, der mich an den folgenden Tagen ständig beschäftigte: Warum blickte man in Israel auf die marokkanischen Juden herab und diskriminierte sie gegenüber den europäischen Juden? Was war mit ihrem kulturellen Erbe geschehen?
Ich erzählte meinem Gastgeber eine Geschichte: Im Krieg von 1948, als ich zum Führer einer Abteilung befördert wurde, wählte ich mir die Leute unter den Neueinwanderern aus, die aus vielen verschiedenen Ländern kamen. Ich wählte eine Gruppe von Marokkanern und führte sie in den Kampf. Ich habe diese Entscheidung nie bereut; es waren vier meiner marokkanischen Soldaten, die mir das Leben retteten, als ich verwundet wurde, indem sie mich mitten im Feuer aus einer ungedeckten Position holten und zurücktrugen. Ich stellte fest, daß keiner in der marokkanischen Elite böse war auf die marokkanischen Juden, die ihre Heimat verlassen hatten und nach Israel gegangen waren. Sie betrachteten sie weiterhin als Marokkaner.
Als der Abend zu Ende ging, baten uns die Berater des Königs, unsere Wünsche an seine Majestät möglichst zu ein paar konkreten Punkten zusammenzufassen. Matti machte eine Liste, Arnon und ich ergänzten sie und Khaled al-Hassan modifizierte sie, indem er einiges abschwächte. Schließlich kristallisierten sich vier konkrete Vorschläge heraus:
1) Der König möge als Präsident der Islamischen Konferenz, die in wenigen Tagen zusammentreten sollte, dafür sorgen, daß der Frieden mit Israel in ihren Beschlüssen erwähnt werde. Das war Arnons Vorschlag.
2) Wenn das nicht möglich wäre, möge der König die Beschlüsse in seiner Rede interpretieren und dahingehend ergänzen, daß der umfassende Frieden im Nahen Osten auch Frieden mit Israel einschließe. Das war mein Vorschlag. Matti regte an, daß der König sich in seiner Rede an die israelische Regierung wenden und sie darauf hinweisen sollte, daß sie eine große Gelegenheit verpasse, Frieden zu schaffen, da die arabische Welt nun bereit sei, mit ihr Frieden zu schließen.
3) Der König möge die marokkanischen Juden ansprechen (die in Israel jetzt den Wählerstamm des Likud bildeten) und sie bitten, für den Frieden zu arbeiten. Das war mein Vorschlag. Matti und Khaled formulierten es so: Seine Majestät möge alle Juden ansprechen, die aus arabischen Ländern nach Israel gezogen seien, möge sie an die lange Geschichte der