Khaled in wenige Stunden pressen. Zum Glück hatte er eine rasche Auffassungsgabe. Wir waren auch daran interessiert, Khaleds Standpunkt zu erfahren, von einem anderen als Sartawi etwas über die PLO zu hören, damit wir beide Versionen vergleichen konnten.

"Bei Gott, ich bin froh, daß Sie hier sind. Diese Leute müssen allmählich gedacht haben, daß ich ganz allein bin, daß meine Pose als Vertreter der PLO bloß Angabe ist", sagte Issam nicht nur im Scherz. Und damit traf er fast ins Schwarze.

Als wir vier Stunden lang geredet hatten, eingepfercht in das kleine Zimmer, wurden wir ein wenig ungeduldig. "An den Umgang mit Königen müssen Sie sich gewöhnen", sagte Khaled, der auf diesem Gebiet über reiche Erfahrungen verfügte. "Könige sind wie schöne Frauen. Sie können es sich leisten, Sie warten zu lassen."

Wir erfuhren einiges über Khaleds persönlichen Werdegang. Er war in Haifa geboren. Über Generationen hatte seine Familie die Grotte des Elias gehütet, einen berühmten Ort in der Nähe der Stadt, den Juden wie Araber verehrten. An jüdischen Feiertagen wimmelte sein Vaterhaus von Rabbis. Er bat mich, ihm einmal ein Foto von dem Ort mitzubringen, wie er heute aussah - ein Versprechen, das ich einlöste. Für einen flüchtigen Augenblick kam mir der traurige Gedanke an Said Hammami und sein Haus in Jaffa, das ich nicht gefunden hatte, in den Sinn.

Khaled erzählte uns, wie der historische Beschluß über die Errichtung eines palästinensischen Nationalstaates bei der Nationalratssitzung im Jahre 1977 zustandekam. Der frühere Beschluß aus dem Jahre 1974 hatte von der "unabhängigen, kämpfenden nationalen Autorität" gesprochen. Nun wollte der eine "kämpfender Nationalstaat" sagen, ein anderer wünschte, es müsse "befreiender Nationalstaat" heißen. Entnervt schlug Khaled vor, es einen "Jet-Nationalstaat" zu nennen, denn zum Kämpfen brauchte man schließlich moderne Geräte. In dem allgemeinen Gelächter wurde die schlichte Formulierung beschlossen.

Überrascht erfuhr ich, daß er große Hochachtung vor Georges Habasch hatte, dem harten Kämpfer. Khaled sagte, Habasch wünsche Frieden wie jeder andere auch, glaube aber nicht daran, daß Israel und die Imperialisten damit je einverstanden wären. Er wolle nicht, daß sich die PLO Illusionen mache.

Die sogenannte jordanische Option war laut Khaled ein lächerlicher Vorschlag. König Hussein würde niemals die West Bank ohne Jerusalem akzeptieren. Khaled meinte, daß am Ende etwas wie eine Föderation des Palästinenserstaates und Jordaniens entstehen werde, und diese könne auch Israel und den Libanon einschließen. Überrascht erfuhr er, daß ein paar Israelis, darunter Eli Jabotinsky, der Sohn des berühmten Nationalistenführers, einmal genau das vorgeschlagen hatten.

231