Draußen in der strahlenden Wintersonne wich die Anspannung und machte überschwenglicher Stimmung Platz. Die Audienz war gut verlaufen, viel besser, als irgend einer von uns erwarten konnte. Der König war mehr als wohlwollend, er war ein Verbündeter.

Wir standen herum, tauschten Eindrücke aus und brachten letzte gute Ideen an. "Drängen Sie ihn nicht, bitte!" riet Khaled. Ich erzählte ihm, daß Bürgermeister La Pira, ein tief religiöser Mann, einmal bei einer Florenzer Friedenskonferenz gesagt hatte: "Gott ist allmächtig. Er kann tun, was Er will, sogar über Nacht Frieden zwischen Israel und den Arabern machen. Aber Er will gedrängt werden!"

Wir tauschten Visitenkarten, Telefonnummern, Umarmungen und Küsse aus. Ben-Souda frozzelte: "Ich weiß, dies sind Freundesküsse - nur."

Vom königlichen Landgut aus fuhren wir geradewegs zum Flughafen König Mohammed V. südlich von Casablanca. Unterwegs kamen wir durch die Außenbezirke dieser Stadt, aus der so viele marokkanische Juden nach Israel gekommen waren. Am Flughafen nahm uns ein Sicherheitsoffizier in Empfang und führte uns in den VIP-Salon, wo uns parfümierter marokkanischer Tee serviert wurde. Von dort aus brachte man uns ohne alle Formalitäten direkt zum Flugzeug. Issam sorgte dafür, daß wir unsere marokkanischen Passagierscheine als Souvenirs behalten konnten.

Diesmal blieben wir alle vier im Erster-Klasse-Abteil. Zwischen den Gläsern Champagner, den Gängen des Menues und den Desserts schmiedeten wir Pläne. Von Zeit zu Zeit wagten wir, ein paar hebräische Worte zu äußern. Die Maschine überflog das marokkanische Atlasgebirge und die Städte Meknes und Fez und machte dann eine Zwischenlandung in Oujda. Hier kam eine Gruppe armseliger marokkanischer Arbeiter an Bord, offensichtlich unterwegs zur Arbeit in Frankreich.

In Orly hatten wir ein Problem. Diesmal mußten wir unsere israelischen Pässe benutzen. Außerdem mußten wir Landekarten ausfüllen, die die Angabe des Abflugortes verlangten. Wir schauten auf eine große Ankunftstafel, stellten fest, daß gerade eine Maschine aus Portugal gelandet war, und schrieben: Abflugsort - Lissabon. Der Beamte an der Paßkontrolle sah uns nicht einmal an.

Anna Best erwartete uns am Flughafen. Sie hatte sich Sorgen gemacht und war sehr erleichtert, uns zu sehen. Alles jubilierte. Ich sagte zu ihr: "Issam erinnert mich an einen Zauberer, dem es immer und immer wieder mißlungen ist, das Kaninchen aus dem Zylinder zu holen. Voilâ - diesmal hat er es geschafft."

Und Arnon fragte: "War dies nun ein Abenteuer oder haben wir wirklich Geschichte gemacht?"

*

237