durch Israelis in Jerusalem sei ein "bedeutendes Phänomen". In seiner Erklärung für die französische Agentur sagte er: "Die palästinensische Fahne ist ein Symbol für Palästina und den Kampf des palästinensischen Volkes. Ihre Zurschaustellung ist von Bedeutung, weil sie zeigt, daß bestimmte israelische Gruppen die Identität des palästinensischen Volkes und seine historischen Rechte am Boden Palästinas anerkennen."

Nie zuvor war die "Sartawi-Linie" von der palästinensischen Führungsspitze so eindeutig bestätigt worden, und nie zuvor waren so viele Signale an die israelische Öffentlichkeit gerichtet worden. Das erste bedeutungsvolle Signal war bereits am 13. Dezember 1980 ergangen. Das offizielle Fatah-Organ Falastin al- Thawra (Palästina Revolution) brachte ein langes Interview mit Issam Sartawi, der als offizieller Sprecher der PLO und enger Berater des Vorsitzenden Yassir Arafat vorgestellt wurde. Die Zeitung maß diesem Interview so große Bedeutung zu, daß sie es zweimal veröffentlichte: Einmal in ihrer Tagesausgabe und noch einmal in ihrer Wochenbeilage.

In dem Interview legte Sartawi zum ersten Mal seine Ansichten ausführlich in einem PLO-Organ dar. Der wichtigste Passus lautete:

"Innerhalb der zionistischen Bewegung gibt es derzeit drei Strömungen: 1. den Likud-Block, der die Rechte des palästinensischen Volkes leugnet und alle besetzten Gebiete annektieren möchte; 2. den an der Arbeiterpartei orientierten Block, der bereit ist, einen Teil dieser Gebiete zurückzugeben, sich aber weigert, das Recht der Palästinenser auf Selbstbestimmung anzuerkennen, und der einen beträchtlichen Teil der Gebiete annektieren möchte; 3. das Friedenslager, das die Rechte der Palästinenser anerkennt und bereit ist, die Existenz eines Palästinenserstaates an der Seite Israels zu akzeptieren."

Ein paar Wochen später zeigte mir Sartawi absolut vertraulich das Originalmanuskript. Mehrere Passagen waren handschriftlich korrigiert worden. "Das ist Arafats Handschrift", sagte Sartawi und zeigte auf eine eigenhändige Anmerkung Arafats: "Muhim (wichtig)! Zur Veröffentlichung! J. A." Sartawi war sich der Bedeutung unserer Arbeit sehr bewußt und bewahrte deshalb die Belege darüber für künftige Historiker auf. Er hatte das Manuskript mit Arafats Anmerkungen fotokopiert. Das wichtigste war: Arafat hatte nichts an der Passage über den Zionismus geändert.

Das war von immenser Bedeutung, was Außenstehende nicht ohne weiteres erkennen. Auch höchst realistisch denkenden Palästinensern, die sich mit der Tatsache abgefunden haben, daß Israel existiert und anerkannt werden muß, bleibt der Begriff Zionismus noch im Halse stecken. Die emotionale Wirkung dieses Wortes auf einen Palästinenser ist nur mit der des Wortes "Faschismus" oder gar "Nazismus" auf Juden vergleichbar. Was immer die historischen Fakten sein mögen, jeder Palästinenser verbindet den Zionismus mit der Kette von Tragödien, die zur Vertreibung eines großen Teils des palästinensischen Volkes aus seiner Heimat und zur Unterwerfung und Unterdrückung der übri-

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