Dies nahm ich in meiner Rede auf und schilderte, wie der Enkel des Helden aus Herzls Buch im Jahre 2001 wieder nach Israel kommt und ein blühendes Land vorfindet, das Frieden mit der arabischen Welt geschlossen hat. Auf diese Weise beschrieb ich in futuristischem Stil, wie Frieden zu erreichen sei und wie Israel davon profitieren könnte.

Gegen Schluß meiner Rede, als meine Zuhörer halb erheitert, halb nachdenklich von diesem Märchen gefesselt waren, zog ich plötzlich ein Pappschild hervor, das die Fahnen Israels und Palästinas zeigte, und beendete meine Rede: "Herr Präsident, diese beiden Fahnen, wenn sie zusammen erscheinen, stellen sie denn eine Bedrohung dar? Ist es nicht unser schönster Traum, daß die beiden Völker, die in diesem Lande leben, jedes mit seiner Fahne und seinem Nationalbewußtsein, ihr Schicksal in Frieden und gegenseitiger Achtung vereinen? Lassen Sie mich meine Geschichte mit dem alten Wahlspruch Herzls schließen: Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen."

Sekundenlang starrten Herr Begin und die ganze Knesset entgeistert die Greulichkeit an, die Terroristenfahne der PLO hier im Allerheiligsten. Doch bevor sie reagieren konnten, bevor der Präsident Maßnahmen ergreifen konnte, verbeugte ich mich vor dem Hause und ging zurück auf meinen Platz. Die Kameras, von mir vorgewarnt, hatten sich das ungewöhnliche Spektakel nicht entgehen lassen.

Nach der Geschäftsordnung der Knesset hatte ein Minister auf meine Rede zu antworten. Diese Aufgabe wurde dem Justizminister zuteil, einem LikudMann, der auf meine Aktion ganz unvorbereitet war und deshalb überhaupt nicht darauf einging. Stattdessen hielt er eine recht sanfte Rede, rühmte meine Arbeit in der Knesset und sprach sein Bedauern über meinen Rücktritt aus, er sprach eher traurig als grimmig über meine irrige Haltung zum Palästinaproblem - oder besser zu Eretz Israel.

Über den Fahnenzwischenfall berichteten die Medien der ganzen Welt, und Le Monde bat mich, einen Artikel für die Meinungsspalte unter dem Titel "Warum ich in der Knesset die Palästinenserfahne zeigte" zu schreiben.

Aber die bedeutsamste Reaktion erschien am 12. Februar in der Palast in al-Thawra. Das Fatah-Organ brachte auf der ersten Seite einen aktuellen Bericht unter der Überschrift "Die palästinensische Fahne erstmals in der Knesset! Avnery greift Regierung Begin an."

*

Als ich am 12. März 1981 wieder zu Sartawi fuhr, erwartete ich, ihn strahlender Laune vorzufinden. Erstaunt sah ich, daß er bedrückt war.

Ich merkte es nicht sofort. Er war zum Flughafen Charles de Gaulle gekommen, um mich mit seinem neuen, großen schwarzen Citroen abzuholen. Als ich aus der Ankunftshalle trat, sah ich ihn zuerst nicht. Er stand halb versteckt

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