Palästinenser an kritischen Punkten des Weltkonflikts. Früher oder später werden die Palästinenser den Nahen Osten mit all seinen Bodenschätzen in die Luft jagen. Wenn das passiert, wird es die USA und den Westen furchtbar, vielleicht tödlich treffen. Zusammenbruch der westlichen Wirtschaft, atomarer Holocaust, totale Umwälzung - nichts ist definitiv auszuschließen.
Also MUSS Amerika den Frieden wollen. Wir brauchen nur zu warten. Eine Großmacht wie diese wird rechtzeitig aufwachen und ihren Interessen entsprechend handeln.
Logisch? Ja, vollkommen logisch. Aber es ist nicht geschehen. Und wenn eine unlogische Situation vierzehn Jahre lang bestehen bleibt, muß mit der Logik etwas nicht stimmen.
Hier ist das Fragezeichen zu setzen. Seit Ende letzten Jahres liege ich in den Wehen eines,qualvollen Umdenkungsprozesses1, um mir ein Schlagwort auszuborgen. Noch bin ich nicht zu endgültigen Schlüssen gelangt, aber ich möchte einige meiner Überlegungen vortragen."
Dann legte ich in dem Artikel die möglichen Erklärungen für das amerikanische Verhalten dar und schloß:
"Sicherlich ist etwas Wahres an jeder dieser Theorien, und sie alle können durchaus zutreffen. In der Politik sind viele Faktoren gleichzeitig auf sich kreuzenden und überschneidenden Wegen am Werke.
Aber ich stelle fest, daß all diese Erklärungen mich nicht befriedigen. Die Kluft zwischen den kurzfristigen Vorteilen dieser Situation und ihren immensen langfristigen Gefahren ist einfach zu groß. Auch die Tatsache, daß Politiker und Staatsbeamte gewohnheitsmäßig die kurzfristigen Lösungen einem langfristigen Kalkül vorziehen, was jeder kennt, der einmal in der Politik aktiv gewesen ist, liefert keinen zufriedenstellenden Schlüssel zu diesem Rätsel."
Dieser Artikel hatte ein eigentümliches Nachspiel. Ein paar Monate später erhielt ich völlig unvermittelt einen Brief von Dr. Nahum Goldmann, datiert vom 30. Januar 1982. Mehr als jeder andere hatte Goldmann über die Jahre hin den Gedanken gepredigt, daß nur die Vereinigten Staaten in Zusammenwirken mit der Sowjetunion Israel einen vernünftigen Frieden aufzwingen könnten. Mein Verhältnis zu ihm war manchmal freundlich, manchmal distanziert gewesen, seit ich im Jahre 1953 die Schaffung eines speziellen Ministeriums für Frieden (oder für Nahost-Beziehungen) unter Leitung Goldmanns gefordert hatte. Sein Brief lautete:
Lieber Herr Avnery,
ich schreibe Ihnen auf Deutsch, weil ich noch in dieser Stunde eine Reise antrete und es länger dauern würde, den Brief auf Hebräisch zu diktieren. Ich möchte Ihnen sagen, daß ich in den letzten zwei Jahren die Haolam Hazeh mit großem Interesse gelesen habe und daß ich immer wieder ihren Mut und Ihre journalistischen Gaben bewundert und geschätzt habe.
Der Anlaß für diesen Brief ist Ihr Artikel "Will Amerika Frieden?", den ich gestern (als hebräische Übersetzung in der Haolam Hazeh) gelesen habe. Wie Sie wissen, habe ich viele Jahre lang - bis zur Reagan-Administration -