Das einzige unmittelbare Ergebnis der Intervention König Hassans war eine Begegnung zwischen mir und einem engen Mitarbeiter Präsident Giscard d'Estaings, die er arrangiert hatte. Issam gab mir darüber Bescheid, und bald darauf präsentierte ich mich am Tor des Elysée-Palastes, von wo aus ich in das elegante Büro von Monsieur Chapot geführt wurde. Das Treffen fand am 14. März 1981 statt, als sich der Präsidentschaftswahlkampf in Frankreich seinem Höhepunkt näherte. Chapot war ziemlich sicher, daß sein Mann siegen werde, aber das Ergebnis war noch fraglich. Er empfing mich mit den Worten: "Sie sind also der Mann, der in der Knesset die Palästinenserfahne gehißt hat!" Bald einigten wir uns darauf, daß für die Wahlen nichts getan werden konnte. Anders als König Hassan zu glauben schien, waren die jüdische Gemeinde Frankreichs und insbesondere die aus Marokko stammenden Juden fanatische Anhänger des Likud, und jede Unterstützung für Giscard, die von Israelis wie mir kam, konnte nur das Gegenteil bewirken.

Aber wenn Giscard wiedergewählt wäre, bliebe noch Zeit, etwas für uns bei den israelischen Wahlen zu tun, die in zwei Monaten stattfinden sollten.

Was konnte man tun? Ich machte mehrere Vorschläge: daß der Präsident eine Delegation des israelischen Friedenslagers empfinge und daß unter seiner Schirmherrschaft ein prestigeträchtiges Treffen zwischen uns und PLOFührern nach Paris einberufen würde. Bis dahin versprach er, Sartawi in jeder möglichen Weise bei seiner Tätigkeit zu helfen. Das war wichtig, weil Sartawi mehr als alles andere wirksamen Polizeischutz brauchte.

Issam freute sich, von dieser Zusage zu hören, als wir uns kurz danach trafen. An diesem Abend hatten wir eins unserer vielen erinnernswerten Essen, diesmal in einem indischen Restaurant, für dessen Eigentümer er ein Botschafter war. Hier lernte ich Issams Frau Waddad kennen, eine sehr beeindruckende, selbstbeherrschte Frau. Im allgemeinen hielt Sartawi seine Familie fern von seiner Tätigkeit, um sie nicht zu gefährden. Die allgegenwärtige Gefahr machte ihm sehr zu schaffen. Bevor er an diesem Tage in der dunklen Tiefgarage des riesigen Luxusbaus, in dem sein Büro lag, sein Auto aufschloß und den Motor startete, schickte er mich hinter einen Betonpfeiler. "Sinnlos, daß wir beide hochgehen", sagte er.

Ich drängte ihn zu vielen Vorsichtsmaßnahmen. Nachdem ich in der Knesset mehrere Drohbriefe bekommen hatte, schickte mir der KnessetSicherheitsdienst einen Polizeiexperten für Personenschutz, und der gab mir einen kurzen, komprimierten Kurs, wie man solche Vorsichtsmaßnahmen traf, dazu eine schriftliche Checkliste. Ein paar Tage lang bemühte ich mich, die Instruktionen zu befolgen, aber dann gab ich es auf. Es war zu lästig und zeitraubend. Sartawi dachte genau so darüber, versprach aber, die Checkliste zu lesen, wenn ich sie für ihn ins Englische übersetzte. Ich tat es dann doch nicht.

Übrigens - Frauen bat Issam nie, sich hinter Pfeilern zu verstecken, bevor er

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