fremde Stimme; ich war falsch verbunden. Fast fing ich an zu lachen bei der Vorstellung: Was würde dieser unbekannte Israeli wohl denken, wenn er wüßte, daß er von einem Anruf aus der "Terroristenzentrale" in Paris aus seinen Träumen geweckt worden war?

*

Ein paar Monate zuvor, im Herbst 1980, hatte Issam, als er seinen großen Plan vor uns entwarf, einen Vorschlag gemacht, dessen Kühnheit uns einen Moment den Atem raubte.

Zuerst meinten wir, wir hätten uns verhört. Er fragte uns, ob wir bereit wären, nach Beirut zu fahren und mit Yassir Arafat zu sprechen.

Er stellte klar, daß er nicht die geringste Ahnung habe, ob Arafat oder irgend jemand sonst einen so beispiellosen Schritt gutheißen würde, er wolle aber, bevor er in Beirut mit dem Vorschlag herauskäme, sich unserer Bereitschaft versichern. Es sei ein sehr gefährliches Unterfangen, sagte er, aber mit der richtigen Planung könnte das Risiko in erträglichen Grenzen gehalten werden. Er stellte es sich so vor: Wir drei - Peled, Arnon und ich - sollten zusammen mit Issam zum Beiruter Flughafen fliegen. Wahrscheinlich würden wir eine Privatmaschine benutzen, zum Beispiel die von Kreiskys österreichischem Freund, dem Finanzier Karl Kahane. Der Flughafen Beirut werde offiziell vom libanesischen Staat betrieben, in der Praxis aber sei er von den Truppen der Moslem-PLO-Koalition beherrscht. Wir sollten unter falschen Namen reisen und am Flughafen von verläßlichen Fatah-Offizieren abgeholt werden, die uns an einen sicheren Ort in Westbeirut brächten. Dort würden wir mit Arafat und anderen PLO-Führern konferieren. Anschließend sollten wir auf dem Landwege nach Israel zurückfahren und unterwegs die Flüchtlingslager in Augenschein nehmen, die von der israelischen Luftwaffe so häufig bombardiert würden. Wir sollten uns dann am israelischen Grenzposten Rosh Hanikra melden und die israelische Regierung vor ein Dilemma stellen: Sollte sie uns vor Gericht bringen und unser Heldenstück weltweit zur Sensation machen, oder sollte sie uns laufen lassen? Ein solch aufsehenerregendes Unternehmen im Vorfeld der israelischen Wahlen könnte das israelische Friedenslager elektrisieren, könnte unser Prestige und unsere Glaubwürdigkeit heben, die Möglichkeit des Dialogs und des Friedens zwischen Israelis und Palästinensern demonstrieren und unsere Chancen am Wahltag steigern.

Natürlich waren damit viele Gefahren verbunden. Konnten die FatahGruppen verhindern, daß die fanatischeren Palästinensergruppen in Beirut Mordanschläge auf uns verübten? War der Weg vom Flughafen in die Stadt sicher genug? Wie lange konnte man einen solchen Besuch geheimhalten, so daß die ersten Meldungen darüber erst bekannt würden, wenn wir an der

256