Wichtigstes Ergebnis der verheerenden Wahlen von 1981 war, daß Ariel Scharon auf den Posten des Verteidigungsministers gehievt wurde.
Die erste Begin-Regierung, die 1977 gebildet wurde, war mit ein paar Bremsen ausgestattet. Im Vergleich zu Begin war Mosche Dajan ein Gemäßigter. Ezer Weizmann, ein scharfer Falke, machte nach dem Sadat-Besuch in Jerusalem eine Seelenwandlung durch, die nur der des Saulus auf dem Weg nach Damaskus vergleichbar war. Er wurde zur Taube. In der neuen Regierung jedoch waren alle Bremsen entfernt. Der wahre Begin kam zum Vorschein, flankiert von Scharon und dem Stabschef Eytan.
Bald nachdem Scharon das Amt angetreten hatte, das er so sehr begehrte, besuchte ich ihn dort. Das israelische Verteidigungsministerium ist eine Machtzentrale, die nur noch vom Amt des Ministerpräsidenten übertroffen wird. Es verfügt über die Hälfte der nach Abzug des staatlichen Schuldendienstes verbleibenden Haushaltsmittel und kontrolliert einen bedeutenden Teil der Volkswirtschaft. Mindestens ein Viertel der israelischen Erwerbstätigen arbeitet für das Verteidigungsministerium. Diese ganze Macht konzentrierte sich nun in der Hand eines Mannes, dem Macht Lebensinhalt ist, eines Mannes, der Macht aus allen Poren schwitzt, der sich sein Leben lang vor allem der rohen Gewalt als Mittel bedient hat.
Ich hatte verschiedentlich auf gutem Fuß mit ihm gestanden. Während des Yom Kippur-Krieges und danach hatte er mein Magazin benutzt, um manche verborgenen Fakten aus dem Krieg zu enthüllen, als er den "Krieg der Generäle" führte, wie man es damals nannte. 1976, als er den Likud verließ und mit dem Gedanken spielte, eine neue Partei zu gründen, bemühte er sich um viele israelische Tauben. Ich war mehrmals bei ihm zu Hause eingeladen. Auf dem Heimweg hatte ich dann immer hitzige Auseinandersetzungen mit Rachel, die der Meinung war, der Mann sei dumm, während ich argumentierte, er habe einen scharfen, wenn auch rohen und ungeistigen Verstand.
In dem Augenblick, in dem Ariel Scharon das Amt des Verteidigungsministers übernahm, war mir klar, daß die Dinge von jetzt an einen anderen Lauf nehmen würden. Deshalb entschloß ich mich, einen ausführlichen Essay über seine Person, seinen Charakter und seine Absichten zu schreiben. Einmal im Jahr wählt die Haolam Hazeh, etwa wie das 7zme-Magazin, zum jüdischen Neujahr einen "Mann des Jahres" und widmet ihm eine lange Titelgeschichte. Für das Jahr 5741, das im September 1981 endete, wählten wir Scharon.