ihm auch von unseren laufenden Kontakten mit der PLO. Die Heftigkeit seiner Kritik an Arafat überraschte mich. "Ein richtiger Führer muß Entscheidungen treffen und nicht darauf warten, daß Übereinstimmung erzielt wird", sagte er mit Nachdruck. "Geschlossenheit ist wichtig. Aber wenn Geschlossenheit bedeutet, daß man überhaupt nichts tun kann, dann muß man sie opfern. Taten sind wichtiger."
Ich fragte ihn, was Arafat denn tun solle.
"Er sollte bekanntgeben, daß er nach Jerusalem geht, um mit der israelischen Regierung zu verhandeln! Und dann sollte er zur Brücke gehen und versuchen, hinüberzukommen!"
Anna Best, die mit wachsender Erregung zuhörte, rief: "Aber die Israelis würden ihn doch einsperren! Sie würden ihn erschießen!"
Der runzlige alte Mann drehte sich zu ihr um und sagte sanft: "Das wäre sehr gut. Arafat wäre im Gefängnis oder als Märtyrer für seine Sache von höherem Wert als lebend und handlungsunfähig."
Es war leicht, ungeduldig mit Arafat zu werden, aber die Situation war weit komplizierter, als Außenstehende meinten.
Im Frühjahr 1982 wußte jeder einigermaßen informierte Mensch in Israel, daß Krieg bevorstand. Um ihn abzuwenden, mußte die PLO die Regierung der Vereinigten Staaten dazu bringen, unverzüglich in einen Dialog mit ihr einzutreten, um eine Friedenslösung unter Einschluß der Palästinenser zu erarbeiten. Aber Amerika war durch eine schriftliche Zusage festgelegt, die Henry Kissinger Israel im Jahre 1975 gegeben hatte und die besagte, die US A würden sich nicht mit der PLO einlassen, solange die Organisation nicht Israels Existenzrecht anerkenne und die Resolutionen 242 und 338 des UNSicherheitsrates akzeptiere. Die Mehrheitsführung der PLO war dazu zwar bereit, doch war es psychologisch und politisch nicht möglich, ohne eine gefährliche Konfrontation mit Syrien hervorzurufen, und das zu einer Zeit, in der Syrien praktisch den Libanon besetzt hielt - einschließlich des PLOMinistaates - und über die Unterstützung mehrerer Organisationen innerhalb der PLO verfügte.
Außerdem war die PLO angesichts der akuten Gefahr einer israelischen Invasion mehr denn je auf ihr militärisches Bündnis mit Syrien angewiesen, dem einzigen arabischen "Frontstaat", der nach dem Abfall Ägyptens noch auf dem potentiellen Schlachtfeld verblieben war.
In diesem Dilemma manövrierte Arafat. Ohne die Syrer direkt vor den Kopf zu stoßen, bemühte er sich, auf diskreten Wegen herauszufmden, ob die Amerikaner ernsthaft einen Dialog mit der PLO aufnehmen wollten, wenn ihre beiden Bedingungen erfüllt würden - und was das in der Praxis bedeutete.
Während der Ditchley-Konferenzim Mai 1981 hatten Issamund ich mit dem jungen Amerikaner John Edwin Mroz gesprochen, der eine der vielen halb¬