tabel waren für die Syrer, und sie waren darauf vorbereitet, in derselben Sekunde in Funktion zu treten, in der die Büros in Beirut nicht mehr funktionieren konnten. Damit würde eine andere, absolut syrienhörige, aber durchaus legitime PLO das Heft in die Hand nehmen. Es war ein schöner Plan, und wäre er gelungen, dann wären alle späteren Ereignisse - die sogenannte Rebellion in der Fatah, der syrische Angriff auf die PLO in Tripoli usw. nicht nötig gewesen.

Ganz sicher wurden die Syrer von dem israelischen Angriff gegen ihre Truppen überrascht. Sie glaubten nicht, daß es zu Scharons Kriegszielen gehörte, sie aus dem Libanon zu verjagen. Warum sollte er? Schließlich war die syrische Armee sechs Jahre zuvor mit dem vollen Einverständnis der israelischen Regierung, damals unter Itzhak Rabin, in den Libanon eingezogen. Assad konnte sich nicht vorstellen, daß irgend ein Israeli dumm genug wäre, zu glauben, der Libanon könne auch nur für kurze Zeit ohne das Korsett der syrischen Hegemonie existieren.

Ein paar Tage lang ging die israelische Armee nicht gegen syrische Truppen vor, und diese schossen nicht auf die Israelis, die über die Grenze kamen, um gegen die PLO zu kämpfen. Syrische Gefangene bezeugten später, daß sie ausdrücklich Befehl erhalten hatten, nicht das Feuer zu eröffnen und nicht einmal Feuer zu erwidern, wenn nicht direkt auf sie geschossen würde. Als die israelische Regierung ihrer Armee dann erlaubte, die Syrer anzugreifen, hatte sie den taktischen Vorteil des Überraschungseffekts ganz für sich.

Auf der Gipfelkonferenz in Fes ein paar Monate später teilte der irakische Diktator gegen Saddam Hussein Assad öffentliche Schelte aus, weil er sich nicht gegen die Israelis gewehrt hatte, wie sich das gehörte. "Sie haben mehr moderne MIGs als ich. Trotzdem haben Sie nicht so gekämpft, wie wir gegen die Iraner kämpfen", wütete er.

Entrüstet schrie Assad in Anwesenheit von rund 150 arabischen Außenministern und ihren Mitarbeitern: "Aber sie haben mir doch gesagt, sie würden nicht weiter als 45 Kilometer Vordringen!" Das war ein ungewolltes Eingeständnis.

Laut PLO-Geheimdienst war Rifaat al-Assad, der Bruder des syrischen Diktators und Chef der syrischen Geheimdienste, am 5. Mai 1982, etwa einen Monat vor der israelischen Invasion, in den Vereinigten Staaten mit Ariel Scharon zusammengetroffen.

Erst am vierten Kriegstag ging die israelische Armee zum Angriff auf die syrischen Stellungen im Libanon über. Die syrischen Raketen wurden mit einem brillanten Luftangriff zerstört. Aber die Raketen, die in Syrien selbst standen und die viel bedeutender waren, wurden nicht angegriffen. Nach dem sowjetisch-syrischen Abkommen mußte die Sowjetunion den Syrern zu Hilfe kommen, wenn sie in ihrem eigenen Lande angegriffen würden, nicht aber im Libanon.

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