"Wir betrachten uns als israelische Patrioten. Wir sind tief besorgt um die Zukunft unseres Staates und seine moralischen Grundlagen. Der Tod und die Zerstörung in diesem Krieg haben unsere Aufgabe, den Konflikt zu beenden, noch dringlicher und wichtiger gemacht. Herr Scharon sagt, daß dieser Krieg die PLO ein für allemal vernichten soll. Wir sagen: Nach diesem Krieg muß das Palästinenserproblem ein für allemal gelöst werden. Wir wollen, daß Israel dem palästinensischen Volk sofortige Verhandlungen auf der Grundlage der gegenseitigen Anerkennung des Selbstbestimmungsrechts anbietet."
Als die Konferenz beendet war, trat eine Frau, die still an der Wand gesessen hatte, an mich heran, schüttelte mir die Hand und stellte sich vor. Es war Claude Hamschari, die Witwe des Pariser PLO-Vertreters, der einige Jahre zuvor vom Mossad ermordet worden war, nachdem dieser sein Telefon mit einer hochmodernen elektronischen Wanze abgehört hatte.
Ich übernachtete in einem Schlafzimmer der Wohnung, die Issam als Büro diente. Nebenan schliefen zwei Palästinenser, ein Arzt aus Gaza und ein Fatah-Leibwächter. Ehe er nach Hause ging, hatte Issam mir seine Pistole gegeben. In dieser Nacht klingelte mehrfach das Telefon, Anrufe aus Beirut. Bevor ich in Schlaf sank, wurde mir bewußt, in welch einzigartiger Situation ich war. Da legte ich mich in einer Wohnung schlafen, die Ariel Scharon mit Sicherheit ein "Terroristennest" nennen würde, während die Armee meines Landes versuchte, die "Terroristenbasis" in Beirut zu zerstören. Meine Familie und die Familien der beiden jungen Leute im Nebenzimmer waren dabei, einander umzubringen. Unser Bemühen, dem Gemetzel und der Zerstörung ein Ende zu setzen, galt so manchem Israeli als Verrat.
*
Wir standen nicht allein.
Noch ehe die erste Kriegswoche um war, kamen Signale aus der kämpfenden Truppe, daß viele Soldaten schwere Zweifel an diesem Krieg hegten. Die ersten Signale kamen von der syrischen Front, wo einige Einheiten in einen Hinterhalt geraten waren. Das Gefühl breitete sich schnell über die ganze Front aus. Der militärische Spaziergang hatte sich in einen großangelegten Krieg verwandelt, es hatte harte Kämpfe gegeben und der Kampf ging weiter. Der Waffenstillstand mit den Syrern war noch keinen Tag alt, als Scharon ihn schon brach in dem Versuch, an der Autobahn Beirut-Damaskus entlang vorzudringen, die die Armee im östlichen Sektor nicht hatte einnehmen können.
Schon in der ersten Woche hatten Hunderte von Israelis eine Petition mit der Überschrift "GENUG!" unterschrieben. Am Ende der dritten Woche, für Sonnabend, den 25. Juni, hatte das neu gegründete Komitee gegen den Krieg