hebräisch unterhielten, drehte sich der Chauffeur um und fragte: "Sie sprechen Hebräisch?" Es stellte sich heraus, daß er russischer Jude war. Zum Glück fand er es nicht seltsam, daß er in einer Limousine, die vom marokkanischen Konsulat bestellt worden war, Israelis spazierenfuhr.

Ich brach die Regeln der Geheimhaltung, um meine Freundin Lally Weymouth anzurufen, eine freie Journalistin, und sie mit meiner Limousine zu besuchen. Als sie das Hotel zurückrief, mich verlangte und meine Zimmernummer nannte, sagte die Dame in der Telefonzentrale munter: "Ach, die Herren von der marokkanischen Delegation!"

Unser einziger Trost war das tägliche Zusammensein mit Khaled al-Hassan, der incognito im selben Hotel wohnte. Wir trafen uns mehrmals zum Essen. Schon drei Monate zuvor, als ich in den Vereinigten Staaten war, um über mein Treffen mit Arafat zu berichten, war ich mit Khaled zusammengekommen. Nachdem mich der Vorsitzende öffentlich empfangen hatte, sah Khaled keinen Grund mehr, aus unseren Gesprächen ein Geheimnis zu machen, und erlaubte mir, darüber zu schreiben. Das war natürlich noch während der Belagerung Beiruts. Er überreichte mir eine wichtige Erklärung, die besagte, daß die PLO bereit sei, alle Feindseligkeiten einschließlich aller Guerillaangriffe einzustellen, sobald eine Übereinkunft zur gegenseitigen Anerkennung zwischen Israel und der PLO erreicht worden sei. Damals hatte Khaled auch im Waldorf Towers gewohnt. Er hatte mich in seinem Zimmer empfangen, die Riesengestalt in ein fließendes weißes Gewand gehüllt. Wir hatten natürlich über den Krieg gesprochen, was mich in die Lage versetzte, in der Haolam Hazeh einen Artikel über den Krieg zu veröffentlichen, der sich sehr von dem unterschied, was sonst in der israelischen Presse erschien.

Khaled ist wie sein Bruder Hani ein politischer Kopf der PLO, ein geborener Diplomat, Mitbegründer der Fatah. Er ist außerdem ein großer konservativer Geschäftsmann. Ich mußte lachen, als ich am nächsten Tag die schreiende Schlagzeile auf der ersten Seite der New York Post sah: "Terrorboß in New York!"

Jetzt saßen wir um den Tisch herum, der beladen mit Köstlichkeiten hereingerollt worden war, und besprachen die Lage. Es war eine ernste Debatte um die Zukunft der PLO und den Frieden, aber mit Khaled konnte man unmöglich reden, ohne daß ständig Witze einflossen, meistens gewagte.

Khaled erzählte uns von einer Geheimbotschaft Präsident Reagans an Syrien, Jordanien, Saudi-Arabien und Ägypten; darin erläuterte der Präsident den eigentlichen Sinn des sogenannten Reagan-Planes, der am 1. September 1982, wenige Tage nach dem Abzug der PLO-Truppen aus Beirut, veröffentlicht worden war. Reagan erklärte in der Botschaft, daß 98 Prozent der besetzten Gebiete an die Araber zurückgegeben würden, daß Jerusalem ungeteilt bliebe und daß über das Schicksal dieser Territorien in freien Wahlen entschieden würde. Er machte auch deutlich, daß er "gegen" einen souveränen Palästinen-

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