schnell zum Inferno für Palästinenser entwickelte, denn sie waren ganz der Gnade der israelischen Armee, der Falangisten, der libanesischen Armee und besonders der berüchtigten libanesischen Geheimdienste ausgeliefert. Schafik al-Hat, der offizielle PLO-Botschafter im Libanon, hielt durch - praktisch im Untergrund -, nachdem die Sicherheitsdienste in sein Büro eingedrungen waren, und auch mein Freund Sabri Jiryes blieb als einzig sichtbares Symbol der palästinensischen Präsenz in den leeren Räumen des palästinensischen Forschungszentrums, dessen Einrichtungen von der israelischen Armee eingepackt und nach Israel abtransportiert worden waren. (Später wurden sie im Rahmen eines Abkommens über Gefangenenaustausch zurückgegeben. Darauf waren die Palästinenser sehr stolz und sagten, daß ihnen ihre Bücher genauso wichtig seien wie ihre Gefangenen.) Später ging in der Nähe des Zentrums eine Bombe hoch und tötete Jiryes' Frau.
All diese Geschichten über Freunde und Bekannte hörte ich, während wir durch die Straßen von St. Germain spazierten. Abu Faisal machte einen Einkaufsbummel, nicht für sich selbst, sondern für Abu Amar, als dessen persönlicher Referent er zur Zeit fungierte. Wir kauften ein Trainingsfahrrad sowie eine Knetmasse aus Kunststoff zur Kräftigung der Hände. Wie es schien, brauchte Arafat das, weil er Krämpfe in den Fingern bekam, wenn er allzu viele Dokumente Unterzeichnete. Während der Belagerung Beiruts hatte Arafat unter Gallenkoliken gelitten und war mehrere Tage lang arbeitsunfähig gewesen, was eine Welle von Gerüchten auslöste, er sei durch eine israelische Bombe umgekommen. In all der Betriebsamkeit, zwischen den ständigen Reisen in die Hauptstädte der Welt versuchte er, so fit wie möglich zu bleiben.
Es war wahrlich nicht einfach, ein Treffen mit Arafat zu arrangieren, denn die Kommunikation war schwierig. Aus Sicherheitsgründen wird nie im Voraus bekanntgegeben, wohin er sich begibt, urplötzlich erscheint er da oder dort und macht es seinen Feinden schwer - Syrern, Israelis und vielen anderen -, ein Attentat auf ihn zu planen. Sogar bei der Vorbereitung eines Treffens mit Kreisky hatte er die pingeligen Österreicher verrückt gemacht, weil er ihnen nicht vorher mitteilte, wann und wie er kommen würde. Kreisky mußte Hals über Kopf zum Flughafen fahren, als ihm mitgeteilt wurde, Arafat werde gleich mit einem Privatflugzeug aus Sofia landen - und mußte dann eine Stunde warten, weil die Maschine sich verspätete.
Es stellte sich heraus, daß Arafat im Augenblick irgendwo zwischem dem Jemen und dem Irak war, und sein Büro in Tunis meinte, er sei schwer zu erreichen. Den ganzen Tag über versuchte Abu Faisal, den Kontakt herzustellen, aber vergeblich.
Am Abend gaben wir es auf und gingen in ein chinesisches Restaurant, wo wir mit Maxim Ghilan aßen, einem in Paris lebenden israelischen Emigranten, der eine einzigartige Publikation namens Israel und Palästina herausgibt; sie