Vorneweg das Polizeiauto mit Blaulicht, heulenden Sirenen und Vollgas, direkt dahinter unser Wagen, so tauchten wir in den Pariser Vormittagsverkehr ein. Kilometer um Kilometer glitten wir durch den Verkehr wie ein Messer durch Butter. Wir schlängelten uns rechts und links durch, überfuhren rote Ampeln, entgingen wie durch ein Wunder Hunderten von Beinaheunfällen und rasten in halsbrecherischem Tempo dahin. Der dichte Stadtverkehr und der nicht weniger dichte Verkehr auf der Stadtautobahn teilte sich vor uns wie das Rote Meer vor den Kindern Israels.
Ich sah Arnons Haar Stück für Stück zu Berge stehen. Mir selbst machte es Spaß, ich bin an meine eigene Fahrweise gewöhnt.
Um fünf Minuten vor elf waren wir in Orly, der Empfangsschalter war geschlossen. "Lassen Sie die Koffer hier stehen, Anna nimmt sie wieder mit", kommandierte Issam. Mit einem Polizeibeamten an der Spitze hasteten wir zur Paßkontrolle. Der Beamte ließ seine Marke sehen, wir schwenkten unsere israelischen Pässe, und man ließ uns durch. Rennend steuerten wir durch die endlosen Korridore.
Die Maschine stand noch. Über Funk hatte die Polizei Order gegeben, auf uns zu warten. Die Passagiere waren beunruhigt. Dann tauchte ein Problem auf. Aus Versehen war für uns Economy Class gebucht worden. Issam bestand auf der Ersten Klasse. Es entwickelte sich eine Diskussion, neue Tickets mußten ausgestellt werden. Plötzlich hatten wir viel Zeit, denn der Abflug mußte in den Start- und Landeplan des Flughafens neu eingepaßt werden und dadurch entstand eine Verspätung von über einer Stunde.
Issam war besorgt, denn er hatte läuten gehört, in der Maschine säße auch Ibrahim Souss, der offizielle PLO-Vertreter in Paris. Souss durfte von unserem Treffen nichts wissen. Souss, ein begabter Musiker und zweifellos gemäßigt, hatte die Aufgabe übernommen, nachdem sein Vorgänger von der Abu Nidal-Bande ermordet worden war; er war bestrebt, von jeglichem Kontakt zu uns frei zu bleiben. Auf dem Höhepunkt des Kampfes um Beirut, als Matti im französischen Fernsehen aufgetreten war, um das von seiner eigenen Armee veranstaltete Bombardement zu verurteilen, hatte Souss sich geweigert, zusammen mit ihm in der Sendung aufzutreten.
Während des Fluges sprachen wir Englisch, tranken Champagner, Issam flirtete mit den Stewardessen und wir bereiteten uns auf die kommenden Ereignisse vor.
Am Flughafen Tunis gab es keine Probleme. An der Seite eines ranghohen tunesischen Sicherheitsoffiziers erwartete uns Abu Faisal. Wir überließen Abu Faisal unsere israelischen Pässe, dann brachte uns ein junger Palästinenser nach Sidi Bou Said, einem kleinen Ferienort nördlich von Karthago und östlich von Tunis. Dort wurden wir in einem wunderschönen Hotel untergebracht, das um diese Jahreszeit völlig leer war.
Dort fingen Mattis Probleme von vorn an. Es stellte sich heraus, daß wir den