dieser Situation war es unmöglich, die palästinensischen Massen davon zu überzeugen, daß der notwendige radikale Wandel etwas anderes war als Kapitulation.
Arafat als vollendeter Taktiker wollte die Verantwortung für den Bruch wenn er denn unvermeidlich war - seinen Gegnern überlassen, so daß sich die große Mehrheit der Palästinenser um ihn scharen würde. Auch damit hatte er recht.
Beim Kongreß kam die Fatahführung zu einem typischen Kompromiß. Sie beschloß, daß nur ein Redner für die Fatah sprechen werde, Abu Iyad. Niemand außer ihm dürfe reden. Damit war Issam praktisch zum Schweigen gebracht.
Eine der grotesken Besonderheiten der Tagung war, daß ein Israeli von Anfang bis Ende dabei war. Amnon Kapeliouk, ein in Israel geborener Jude russischer Abstammung, spricht perfekt Arabisch, hat einen französischen Paß und ist akkreditierter Korrespondent für Le Monde; und so konnte er nach Algier fahren, wo er auf der Pressetribüne Platz nahm. Viele Palästinenser kannten ihn gut. In Sitzungspausen umdrängten sie ihn und sprachen meist Hebräisch, um mit ihrer Kenntnis der Sprache des Feindes anzugeben.
Kapeliouk schrieb einen täglichen Bericht für die extrem rechte Abendzeitung Yedioth Aharanot in Israel, die seine Artikel wegen der journalistischen Sensation in voller Länge auf der Titelseite brachte. Als Kapeliouk seinen ersten Bericht aus Algier in hebräischer Sprache, aber mit lateinischen Buchstaben geschrieben, nach Paris schickte, waren die algerischen Sicherheitsbehörden überzeugt, da habe ein gefährlicher Spion einen Code benutzt. Sie wandten sich an die Sicherheitsleute der PLO, die die Texte lasen und in Gelächter ausbrachen: "Das ist Hebräisch", erklärten sie ihren verblüfften algerischen Kollegen, "bitte, schicken Sie sie weiter."
In einer Sitzungspause war Kapeliouk müde und fragte seine palästinensischen Freunde, ob sie nicht ein Plätzchen wüßten, wo er sich ein bißchen ausruhen könnte. Sie brachten ihn zu einer Herberge in der Nähe und klingelten. Der Mann, der im Schlafanzug in der Tür erschien, war Abu Iyad. "Nun reicht's aber", frozzelte er, als er das Anliegen hörte. "Erst nehmt ihr mir mein Haus, dann nehmt ihr mir mein Land, und jetzt wollt ihr auch noch mein Bett!"
Abu Iyad galt als radikaler Fatahführer, aber dieser Ruf war ganz unverdient. Einmal, als er in Anwesenheit Sartawis mit Ausländern sprach, rief er aus: "Sie meinen, Sartawi sei gemäßigt? Ich weiß noch, daß ich mich jahrelang mit ihm gestritten habe, als er Extremist war und ich ihm zu erklären versuchte, daß wir eine politische Lösung brauchen." Sein bewegendes Buch "Heimat oder Tod" mit einem Vorwort von Eric Rouleau machte klar, daß er für die Zweistaatenlösung war.