In seiner Rede namens der Fatah vertrat Abu Iyad tatsächlich die Friedenslinie, jedoch in diplomatischer und mehrdeutiger Form. Er hob die Kontakte mit Israelis hervor, und das wurde von der Presse getreulich notiert. Da nur wenige Journalisten Arabisch konnten und sich auf Übersetzungen verlassen mußten, bekamen sie nicht mit, daß Abu Iyad uns als Antizionisten bezeichnete und die Kontakte zu uns damit rechtfertigte, daß sie im Einklang mit geltenden Beschlüssen des Palästinensischen Nationalrates stünden. Das wurde zum Glück nicht gemeldet. Als Issam klar wurde, daß man ihm nicht erlauben würde, zu reden und seinen Bericht über die Kontakte mit uns zu erstatten, explodierte er. Ein Brüllwettkampf zwischen ihm und Arafat fand im Plenum statt. Wildentschlossen hieb er seinen Rücktritt aus dem Palästinensischen Nationalrat aufs Papier und schickte seinen Assistenten los, der den Brief dem Versammlungspräsidenten überbringen sollte. Das bemerkte Arafat und schickte seinerseits einen Helfer, den Boten abzufangen. "Abu Amar möchte den Brief kurz sehen", sagte Arafats Mann und riß das Schreiben an sich, das auf diese Weise nie offiziell überreicht wurde.
Aber Sartawi war bereits hinausgestampft. Er rief die Journalisten zusammen, verurteilte die Führung und legte dar, was er eigentlich in seiner Rede vor dem Plenum hatte darlegen wollen: die Notwendigkeit, Israel anzuerkennen und die Palästinensische Charta zu ändern. Er wandte sich auch gegen Abu Nidal und die Araberstaaten, die ihn stützten, gegen ihre antisemitischen Gewalttaten und die Morde an treuen, für den Frieden tätigen Palästinensern. Sartawis dramatischer Auszug war eine Weltsensation und unterstrich das negative Bild dieses Kongresses. Er endete praktisch mit einem Patt. Arafat wurde einstimmig wiedergewählt, seine eigene Position wurde also gestärkt. Aber es gelang ihm nicht, den Kongreß zur Wahl eines neuen Vorstandes zu bringen, in dem mehr Übereinstimmung mit seiner Linie herrschte. Der alte Vorstand wurde wiedergewählt. Der Kongreß war nicht einmal imstande, ein fünfzehntes Vorstandsmitglied als Ersatz für ein ausgeschiedenes zu wählen, so daß es bei einem Vorstand mit nur vierzehn Mitgliedern blieb, die zu gleichen Teilen Anhänger und Nichtanhänger der Arafatlinie waren. Dasselbe passierte mit allen Beschlüssen. Sie waren vage und änderten nichts an der Generallinie, sie erlaubten Arafat bestenfalls, in einer Grauzone auslegungsfähiger Beschlüsse zu operieren.
Das Wichtigste für uns war: der alte Beschluß über Kontakte nur mit antizionistischen Israelis blieb unverändert. Für uns war es ein absolutes Desaster.
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