Um das zu demonstrieren, schickte Yassir Arafat seinen Referenten für israelische Angelegenheiten, Imad Schakour, Anfang Mai zu gemeinsamen Auftritten mit mir nach Turin. Dort waren wir Gäste einer kleinen, neutralistischen italienischen Linkspartei, die weltweit Kämpfe um Frieden und Gerechtigkeit unterstützt. Bei einem der vielen opulenten italienischen Essen stellte sich heraus: Sowohl Imads Onkel als auch mein Bruder waren Soldaten der britischen Armee gewesen, die im Zweiten Weltkrieg gegen die Italiener kämpfte.

Einmal war eine große Gruppe palästinensischer Studenten im Publikum. Es beeindruckte mich, wie nachdenklich sie reagierten, als ich ihnen sagte: "Ihr müßt euch an den Gedanken gewöhnen, daß niemand euch helfen wird. Kein einziges Araberregime ist euch in Beirut zur Hilfe gekommen. Die Russen haben keinen Finger gerührt. Die Syrer sind darauf aus, euch jede Unabhängigkeit zu nehmen. Die Amerikaner sind gegen euch. Am Ende werdet ihr feststellen, daß ihr nur einen einzigen echten Verbündeten habt: die israelischen Friedenskräfte. Wenn wir Frieden geschaffen haben, wird Israel der einzige wirkliche Verbündete Palästinas und Palästina der einzige wirkliche Verbündete Israels sein."

In Turin traf ich auch den großen alten Mann der Kommunistischen Partei Italiens, Giancarlo Payetta. Anfang der siebziger Jahre war ich bei den Vorbereitungssitzungen zu der großen Konferenz in Bologna und auf der Konferenz selbst oft mit ihm zusammengewesen. Er ist ein hochgewachsener, gutaussehender Mann, der entfernt an Picasso erinnert. Einst war er ein Held des Widerstands gegen Mussolini, später verteidigte er standhaft die Unabhängigkeit der italienischen Kommunisten von Moskau.

Payetta erzählte mir beim Mittagessen von einer Unterhaltung mit Abu Bakr, dem Irakerführer. Der Diktator habe gesagt, die Palästinenser seien ja in Ordnung, aber die PLO, das seien Verräter. Payetta habe erwidert, er sei ein Freund der Palästinenser und der PLO, und er habe den Iraker gefragt, welche Lösung er denn anstrebe. Abu Bakrs Antwort lautete: "Alle Juden müssen 'raus aus Israel und nach Hause gehen."

"Aber das dauert doch Hunderte von Jahren!" warf der italienische Kommunistenführer ein.

Der Iraker war ungerührt: "Na und? Wir können warten. Die Hauptsache ist, daß wir in Grundsatzfragen keine Kompromisse machen."

Payetta konnte sich die Bemerkung nicht verkneifen: "Warum tauschen Sie dann nicht einfach die Plätze mit den Palästinensern?"

Payetta berichtete auch von einer ähnlichen Unterhaltung mit dem algerischen Staatschef Houari Boumedienne, der gemeint habe, die Araber hätten 1973 weiterkämpfen müssen: "Aber dann hätten die Israelis Kairo erobert!" rief Payetta, woraufhin der Algierer konterte: "Na und? Algier war über hundert Jahre lang von den Franzosen besetzt, und wir haben es befreit!"

362