Diese Soldaten waren auf ziemlich seltsame Art in Gefangenenschaft geraten. Sie hielten nach der Räumung Beiruts einen israelischen Militärposten östlich der Stadt, wo sie kampflos einfach mitgenommen wurden.
Nach dem, was Arafat selbst mir in Tunis erzählt hat, waren acht Israelis von einem Fatahtrupp gefangengenommen worden, der aus frisch Rekrutierten bestand, palästinensischen Studenten, die in den Libanon geeilt waren, um mitzukämpfen. Nach der Gefangennahme hatten sich die Gefangenen und ihre Bewacher auf einen langen Fußmarsch gemacht. Da sie in syrisch besetztem Gebiet operierten, hatten die Fatahleute kein Transportmittel. Transporte gestatteten die Syrer nur solchen palästinensischen Truppen, die der syrischen Armee angeschlossen und streng auf syrischer Linie waren. Unterwegs stieß der Trupp auf einen Wagen, der der Ahmed JibrilOrganisation gehörte, einer kleinen, von Libyen und Syrien unterstützten Gruppe. Sie durften als Anhalter mitfahren, und zum Dank überließ der Fatah-Kommandierende der Jibril-Gruppe zwei der Gefangenen, die sich seitdem in deren Gewalt befanden.
Israelis sind äußerst empfindlich, wenn es um das Los ihrer gefangenen Soldaten geht. Das hängt mit uralten jüdischen Überlieferungen zusammen. Im Mittelalter, als häufig Juden gekidnappt und zum Loskauf festgehalten wurden, war es Pflicht jeder jüdischen Gemeinde, das Lösegeld zu bezahlen und die jüdische Geisel, die in ihrem Bezirk gefangengehalten wurde, zu befreien, woher sie auch kommen mochte. Dieses schöne Beispiel jüdischer Solidarität ist zum Glaubensgebot geworden.
Die Eltern der Kriegsgefangenen wandten sich an mich und fragten an, ob ich nicht etwas für die Freilassung ihrer Söhne tun könnte oder wenigstens zur Verbesserung ihrer Lebensbedingungen in der Gefangenschaft. Bevor sie zu mir kamen, waren sie bei Begin gewesen und hatten seine Erlaubnis eingeholt, meine Hilfe in Anspruch zu nehmen. "Auf jeden Fall", hatte Begin gesagt. Die Eltern von zwei Gefangenen gaben mir eine schriftliche Vollmacht, in ihrem Namen zu sprechen.
Ich fuhr wieder nach Rom, um zu sehen, was ich in dieser Sache tun könnte. Nach Beratung mit den dortigen PLO-Leuten schrieb ich am 14. Juli 1983 unter dem Briefkopf des Israelischen Rates für israelisch-palästinensischen Frieden an Arafat.
Herr Vorsitzender,
zunächst möchte ich meiner großen Hoffnung Ausdruck geben, daß die Fatahbewegung ihre gegenwärtige Krise überwindet und daß Ihre Führung gestärkt wird. Ich glaube, das ist wesentlich nicht nur für die Sache Palästinas, sondern auch für die Sache Israels und des Friedens.
Ich bin von Angehörigen der sechs israelischen Gefangenen angesprochen worden, die von der Fatah im Libanon festgehalten werden. Sie haben mich gebeten, sie offiziell zu vertreten und meine guten Verbindungen - und die