Manchmal wurde die Situation geradezu lächerlich. Der Palästinenserdelegation gehörten einige unserer besten Freunde an. Mit Zouhedi Terzi, dem ständigen Vertreter der PLO bei den Vereinten Nationen, hatte ich ganze Abende in angenehmer Unterhaltung verbracht. Schafiq al-Hat, Botschafter der PLO in Beirut, war bei meiner ersten dramatischen Begegnung mit Arafat dabei. Edward Said, der angesehene palästinensische Gelehrte, der wie wir als prominente Persönlichkeit eingeladen war, ist ein Freund, den wir mögen und respektieren. Sie alle waren in Verlegenheit. In Hotelecken tauschten wir Begrüßungen und Nettigkeiten aus oder in den Korridoren einige schnelle Sätze, aber die PLO-Delegierten konnten sich natürlich nicht über die Direktiven ihrer Oberen hinwegsetzen.
Einer der wichtigsten Delegierten der Konferenz war der neue österreichische Außenminister Erwin Lanc, mit dem Sartawi und ich so viele Stunden zusammengesessen und die Verbrechen Abu Nidals erörtert hatten. Er lud uns in seine Hotelsuite ein und versprach uns, ein diskretes Treffen zwischen uns und Farouk Kaddumi zu arrangieren. Er meinte, Kaddumi wäre vielleicht bereit, unter dem Schutz des österreichischen Ministers, der absolute Vertraulichkeit garantierte, mit uns zu sprechen. Aber am nächsten Tag mußte Lanc uns mitteilen, daß Kaddumi abgelehnt hatte, indem er die delikate Situation zwischen der PLO und Syrien vorschützte.
Am ersten Konferenzabend bedienten sich die PLO-Vertreter eines parlamentarischen Tricks, um das Wort zu bekommen. Sie gaben vor, ein Glückwunschtelegramm von Arafat zu verlesen, das sie an Ort und Stelle geschrieben hatten. Es war ein schlechter Text, der in die alte Verweigerungsterminologie zurückfiel (es war vom zionistischen Gebilde statt von Israel die Rede etc.) und total negativ war. Wir beschlossen, sofort eine Erklärung herauszugeben und unser Bedauern auszusprechen.
Aber als Kaddumi an der Reihe war, seine Rede zu halten, die vorher in Tunis sorgfältig ausgearbeitet worden war, klang er überraschend moderat. Als er all die Friedenspläne vortrug, die von der PLO offiziell gebilligt worden waren, hörte er sich beinahe wie Issam Sartawi an. Er schloß seine Rede mit einem Lob für die israelischen Friedenskräfte. Dazu gehörte ein Satz, der für ihn eine erhebliche Abweichung bedeutete. Auch im zionistischen Lager, sagte er, würden Stimmen gegen die Politik der Begin-Regierung laut. Es war das erste Mal, daß Kaddumi je etwas Gutes über die Zionisten zu sagen hatte. Das veranlaßte ihn allerdings nicht, ahalan zu sagen zu dem nächsten Zionisten, dem er wenige Minuten später begegnete. Vielleicht ärgerte er sich über ein Foto, das an diesem Tage auf den Titelseiten von Schweizer Zeitungen erschienen war. Einem quicken Fotografen war es gelungen, mich im Vorbeigehen mit Kaddumi auf ein Foto zu bannen, das den Eindruck erweckte, wir wären zusammen.
Die Krise spitzte sich zu, als die PLO-Delegation im UN-Gebäude einen