offiziellen Empfang für die Delegierten gab. Kein Israeli war eingeladen. Das war für uns ein Schlag ins Gesicht, über den wir nicht einfach hinwegsehen konnten. Einige wichtige Leute, die davon hörten, erhoben scharfen Protest bei Kaddumi, der versprach, sich die Sache zu überlegen, aber natürlich tat er es nicht.
Die israelischen Kommunisten bahnten sich ungebeten den Weg zum Empfang, aber Matti und ich entschieden, dies sei unter der Würde der Kräfte in Israel, die wir repräsentierten. Wir gingen nicht hin und wurden deshalb auch nicht von Yassir Arafat umarmt.
Der PLO-Vorsitzende machte einen überraschenden Auftritt in Genf. Unangekündigt, wie üblich, war er zur Konferenz gekommen, gerade rechtzeitig zum Empfang. Als er dort die Kommunisten sah, fragte er hörbar: "Wo sind denn Avnery und Peled?" Als ein israelischer Journalist, der sich ebenfalls eingeschlichen hatte, ihm mitteilte, wir wären nicht gekommen, weil wir nicht offiziell eingeladen worden seien, rief Arafat in gespielter Entrüstung: "Aber ich habe angeordnet, ihnen Einladungen zu schicken. Wollen sie mich beleidigen?"
Auch Arafat und sein Gefolge wurden im Hotel Intercontinental einquartiert, dem sichersten Ort in Genf und vielleicht in der ganzen Welt an diesem Abend. Ich war gerade im Begriff, ins Bett zu gehen, wütend und frustriert, als das Telefon klingelte und eine hebräische Stimme, die ich zuerst nicht recht einordnen konnte, fragte: "Wie geht es Ihnen?" Es war Imad Schakour. Ich ging in sein Zimmer, wo sich eine attraktive arabische Journalistin bemühte, Informationen aus ihm herauszuholen. Als sie aufgab und ging, setzten wir uns zu einem ernsten Gespräch zusammen. Ich erklärte ihm, was vor sich gegangen war, und machte ihm den Ernst der Lage klar. Wir waren unter den Augen feindseliger israelischer Journalisten, Informanten der israelischen Botschaft, vor den Kopf gestoßen und gedemütigt worden. Wenn wir nach Hause kämen und berichten müßten, was passiert war, würde die Sache des israelisch-palästinensischen Friedens um Jahre zurückgeworfen.
Es war fast zwei Uhr morgens, als Imad entschied, die Lage sei so ernst, daß er unverzüglich Abu Amar unterrichten müsse.
"Wenn er noch nicht im Bett liegt, sorge ich dafür, daß er sofort mit Ihnen spricht. Wenn er schläft, werde ich ihn wecken und selbst mit ihm reden", sagte Imad.
Eine Stunde später kam er wieder. Während wir eine zweite Flasche Whisky öffneten, berichtete er mir, daß alles arrangiert sei. Abu Amar, der schon im Bett lag, habe verstanden, um was es ginge. Es sei vereinbart, daß er am Schluß seiner Rede am nächsten Vormittag demonstrativ zu uns hinübergehen und uns umarmen werde. Wenn das wegen der Sicherheitsmaßnahmen nicht möglich sei, würde er uns unverzüglich zu einer öffentlichen Zusammenkunft rufen.