Wir sagten, wir wollten uns nicht in die inneren Angelegenheiten der PLO einmischen, wir meinten jedoch, daß es für die Organisation von überragender Bedeutung sei, sich dieser schädlichen Praxis zu entledigen, die eine Karikatur der Demokratie sei, weil sie kleinsten Minderheiten das Vetorecht gegen die Mehrheit verleihe, und die die Organisation gelähmt habe, als mutige und eindeutige Beschlüsse erforderlich waren. Der Dialog mit uns sei eines der Opfer dieses Verfahrens gewesen, denn es habe Arafat an den dramatischen Schritten gehindert, die wir für nötig hielten, um in der israelischen öffentlichen Meinung einen grundlegenden Wandel herbeizuführen.
Ein solcher Schritt, sagten wir weiter, könne die Bildung einer provisorischen palästinensischen Regierung sein. Zu meiner Überraschung stimmte Arafat sofort zu und ergänzte: "Es ist höchste Zeit, wir hätten es schon lange tun müssen." Aber da gab es Hindernisse. Die Sowjetunion, ließ er durchblicken, sähe einen solchen Schritt gar nicht gern. Das konnte ich verstehen. Seit dem Zweiten Weltkrieg war die Sowjetunion nicht geneigt, einen Präzedenzfall zu schaffen, denn sie fürchtete nicht ganz zu unrecht, er könnte von den Amerikanern dazu genutzt werden, mit Emigrantengruppen aus den sowjetisch dominierten Staaten Osteuropas zu verhandeln. Es war selbstverständlich sinnlos, eine provisorische palästinensische Regierung zu bilden, wenn ihre offizielle Anerkennung durch die osteuropäischen Regierungen nicht gewährleistet war.
Unsere Gedanken kehrten immer wieder zum Libanonkrieg zurück. Ich erwähnte, daß israelische Militärkommentatoren den palästinensischen Widerstand um Sidon in der ersten Kriegswoche gelobt hätten. Man sei sich jetzt darüber einig, daß dieser Widerstand einen Flaschenhals geschaffen habe, der den israelischen Vormarsch nach Beirut um mehrere entscheidende Tage aufhielt.
Kürzlich hatte ein libanesischer Minister auf einer Tagung in Marokko zu Arafat gesagt: "Wir vermissen Sie schon. Solange Sie im Libanon waren, war das Land nicht kantonisiert." König Hassan, der die Bemerkung mitangehört hatte und seinen Ohren nicht traute, bat den Libanesen, ihm zu erklären, was er damit meine. Es stellte sich heraus, daß die PLO in den mittleren und südlichen Gebieten des Libanons praktisch als einigende Kraft gewirkt und die verschiedenen Sekten daran gehindert hatte, separate, de facto autonome Kantone zu bilden.
Noch grotesker war ein anderer Vorfall. Nach Beirut, als Arafat erstmals nach Damaskus kam, begrüßte ihn Präsident Assad mit den Worten: "Wie kommt es, daß Sie noch leben? Sie hätten doch alle in Beirut sterben müssen!" Woraufhin Abu Jihad (oder war es Abu Maazen) erwiderte: "Es ist noch nicht zu spät. Wenn Sie wollen, können wir ja alle zusammen in Damaskus sterben!"
Arafat erzählte das mit großem Vergnügen. Er amüsierte sich auch über