Fast schon Routine

52

Drei Wochen später fuhr ich wieder nach Tunis, diesmal allein. Die Entwicklungen in der PLO und in Israel machten einen weiteren Meinungsaustausch wünschenswert.

Als ich die palästinensische Botschaft am Strand von Tunis erreichte, empfing mich Botschafter Hakam Mal'abi am Eingang und geleitete mich in dasselbe Zimmer, in dem das letzte Treffen stattgefunden hatte. Ich betrat das Zimmer in der Erwartung, es leer zu finden. Bei allen früheren Treffen mit Arafat war er erst nach einer Weile gekommen.

Deshalb war ich überrascht, beim Eintreten Abu Maazen auf dem Sofa vor dem Fernseher sitzen zu sehen. Ich ging auf ihn zu und wir umarmten uns. Erst dann bemerkte ich, daß in der Sofaecke still Yassir Arafat saß. Er stand auf und wir umarmten uns auch.

*

Die Reise nach Tunis war fast schon Routine.

Abu Faisal hatte mich gebeten, nach Paris zu kommen. Am Flughafen nahm mich die unermüdliche Joyce Blau in Empfang. Sie berichtete, daß Abu Faisal mich bereits in Tunis erwarte, und bat mich, selbst für meinen Weiterflug zu sorgen. Sie hatte einen Platz für mich gebucht und den Namen U. Armeli angegeben.

Ich ging zum Schalter der Air France, um das Ticket zu kaufen. Dabei gab es ein Problem. Ich wollte nicht die paar Dollars ausgeben, die ich bei mir hatte, deshalb zahlte ich mit meiner israelischen Kreditkarte. Die hübsche Bodenstewardess stellte das Ticket aus, und erst auf dem Weg zum Einchecken merkte ich, daß sie meinen richtigen Namen draufgeschrieben hatte, den Namen, der auf meiner Kreditkarte steht.

Joyce war wie ich beunruhigt. Ob mein offensichtlich hebräischer Name jemandem auffallen würde? Ob irgend einer meinen Paß sehen wollte oder verlangte, ich solle mein tunesisches Visum zeigen? Weder ich noch einer meiner Freunde war je in ein arabisches Land gereist, ohne von Issam oder Abu Faisal begleitet zu werden,

Aber Abu Faisal ist ein Reiseexperte, und er kannte offenbar sämtliche Prozeduren. Niemand am Schalter fragte mich nach einem Paß. In der Abflughalle wurde ich durchgewinkt.

Während der Wartezeit bis zum Abflug setzte ich die Kopfhörer meines Walkmans auf. Nichts schreckt einen Menschen mehr davon ab, ein Gespräch mit einem Fremden anzuknüpfen. Wer wagt schon jemanden zu stören, der versunken Musik hört? Ich nahm die Kopfhörer auch auf dem Weg zum

389