Flugzeug und im Flugzeug selbst nicht ab. Beethovens fünftes Klavierkonzert kam mir gut zustatten.
Ich fragte mich nicht, was geschehen würde, wenn Abu Faisal oder seine Freunde es durch ein Mißverständnis oder Versehen versäumten, mich in Tunis vom Flugzeug abzuholen. Ich hatte gelernt, Abu Faisals Effizienz wortlos zu vertrauen. Und wirklich, als ich die Gangway hinunterstieg, wartete unten schon der Bruder des Botschafters in Begleitung des tunesischen Sicherheitsoffiziers, den ich inzwischen gut kannte. Wie immer wurde ich mit einem Sonderbus, den ich ganz für mich allein hatte, zum VIP-Salon gefahren, wo ich wieder meinen israelichen Paß deponierte.
Abu Faisal und ich frönten wie üblich dem Sport, mir für die Hotelanmeldung eine Identität zu erfinden. Diesmal wurde mir die Identität eines Herrn zuteil, den ich kannte, weil ich ihm auf der Genfer Konferenz begegnet war. Ich wurde also Fauzi Khouri, ein in Bethlehem geborener Professor, der jetzt in Seattle lebte. Für einen Mann, der die Grundschule nicht ganz beendet hatte, was das wahrlich ein Fortschritt.
Wir lachten immer noch, als der Bruder des Botschafters uns daran erinnerte, daß dies ein trauriger Tag für das palästinensische Volk war: der 15. Mai. Im ersten Moment begriff ich nicht recht und fragte: "Was ist denn los mit dem 15. Mai?" Erst dann entsann ich mich der Bedeutung dieses Datums für die Palästinenser. Wir Israelis gedenken unserer Staatsgründung nach dem hebräischen Kalender, der dieses 15. Mai-Datum generell um fünf Tage vorverlegt.
Am 15. Mai 1948 befand ich mich in dem arabischen Dorf al-Qubab an der Landstraße zwischen Tel Aviv und Jerusalem, das wir am Abend zuvor besetzt hatten. Dabei hatten wir in vielen Häusern halbbeendete Mahlzeiten vorgefunden, die wenige Augenblicke zuvor von den Bewohnern im Stich gelassen worden waren. Diese Bewohner waren die Flüchtlinge, die Menschen, für die und deren Nachkommen die PLO arbeitete, die Menschen, mit denen wir Israelis Frieden schließen wollten.
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Ich hatte erwartet, in Tunis Abu Maazen zu treffen. Aber jetzt teilte Abu Faisal mir mit, warum er mich gebeten hatte, noch heute zu kommen. "Der Alte erwartet Sie. Morgen früh muß er weg, und heute hat er sich Zeit für ein langes Gespräch mit Ihnen freigehalten."
Ich wußte inzwischen, warum Abu Faisal mich nicht in Paris in Empfang genommen hatte. Man hatte erfahren, daß ein Mordkommando in Frankreich eingetroffen sei, um ihn zu töten. Aus Vorsicht betrat er dieses Land eine zeitlang nicht. Aber sein Los lag mir sehr auf der Seele. Hammami und Sartawi waren umgebracht worden, ebenso Curiel. Ich wollte keinen weiteren Nachruf schreiben.