Als der Vorsitzende also während unseres Gesprächs meinte, Abu Faisal könne dies oder das für ihn tun, warf ich ein: "Aber seine erste Aufgabe ist, am Leben zu bleiben!" Als Arafat fragte, was ich damit sagen wolle, erzählte ich ihm die Geschichte von dem Mordkommando. Ohne zu zögern entschied er, drei seiner vertrauenswürdigsten persönlichen Leibwächter abzustellen, damit sie Abu Faisal folgten, wohin er auch ging. Wie Abu Faisal mir später sagte, hatte Issam Sartawi, als ihm derselbe Schutz angeboten wurde, stolz abgelehnt.

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In den drei Wochen, die inzwischen vergangen waren, hatte sich eine ganze Menge ereignet. Arafat war in die Volksrepublik China gefahren, wo ihm die einem Regierungschef zukommenden Ehren erwiesen wurden. Wenige Tage vor ihm war Präsident Reagan in Peking mit einem Ehrensalut von 21 Schüssen empfangen worden. Arafat bekam nur 19 Schüsse, ebenso wie der japanische Ministerpräsident kurz zuvor. Die übergenauen Chinesen hatten entschieden, Arafat sei kein Staatsoberhaupt - kein König oder Präsident -, sondern stünde als Vorsitzender des PLO-Vorstands eher im Range eines Ministerpräsidenten. Daher die zwei Schuß Differenz. Aber, wie um das wieder wettzumachen, wohnte Arafat im selben Palast wie Reagan; vielleicht schlief er im selben Bett.

Wichtiger war, daß die Chinesen für die von Arafat vertretene Formel restlos gewonnen werden konnten: eine internationale Konferenz zur Lösung der Palästinafrage unter Teilnahme aller betroffenen Parteien unter dem Protektorat des UN-Sicherheitsrates. Ja, zum Abschluß des Staatsbesuchs trug das amtliche chinesische Organ Renming Ribao diesen Vorschlag als offizielle Politik der chinesischen Regierung selbst vor.

Es war eine kluge Formel, denn mit der Betonung der Rolle des Sicherheitsrates wies Arafat automatisch die Hauptverantwortung allen fünf Mitgliedern des Sicherheitsrates zu - neben den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion China, Großbritannien und Frankreich. Den Chinesen gefiel das, ebenso den Westeuropäern. Das erklärt, warum die Chinesen sich zum ersten Mal für israelisch-palästinensischen Frieden aussprachen. Bis dahin war die chinesische Politik mehr an der Position der Verweigerer orientiert gewesen.

Auf dem Weg nach China war Arafat Ehrengast beim Parteitag der regierenden Sozialistischen Partei Griechenlands. Dort verfocht er dieselbe Linie. In einer Pressekonferenz wurde er gefragt, ob "alle Parteien" auch Israel einschlösse, worauf er entgegnete: "Alle Parteien".

Zur gleichen Zeit vertrat König Hussein in einem Interview den gleichen Vorschlag. Auch er unterstrich, daß eine solche Konferenz Israel und die PLO einschließen müsse.

Das war nicht überraschend. Bemerkenswert jedoch war, daß Präsident

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