daß er der Botschafter der Volksrepublik Rumänien in Washington war.
Als er hörte, ich sei israelischer Journalist, und ohne meine Auffassungen zu kennen, rief er traurig: "Was ist bloß mit den Juden passiert? Sie waren einmal das klügste Volk der Welt, und nun sind sie einfach stupide geworden!" Einigermaßen verblüfft fragte ich, was er damit meine. "Wie Sie die Araber behandeln", sagte er. "Sie müssen Frieden mit ihnen schließen. Sie müßten schlau genug sein, um zu wissen, wie man das macht."
Als ich wieder fragte, wie er das meine, hielt er mir eine Vorlesung, die etwa so ging: "Eines Tages kam die Sowjetunion zu dem Schluß, daß die Fortsetzung des Kalten Krieges ihren Interessen zuwiderlaufe und daß sie die Amerikaner zur Änderung ihrer Politik bringen müsse. Was also taten die Sowjets? Sie wußten, daß es sinnlos war, Präsident Eisenhower oder John Foster Dulles (damals Außenminister und als strammer Sowjethasser bekannt) eine entsprechende Aufforderung zu schicken, aber sie wußten auch, daß sie mit der Veränderung der öffentlichen Meinung in Amerika den Präsidenten zwingen konnten, seine Politik zu ändern. Sie begannen, die amerikanische Öffentlichkeit mit Initiativen zu bombardieren. Morgens wurden amerikanische Kriegsveteranen zu einem Treffen mit sowjetischen Kriegsveteranen des zweiten Weltkriegs aus Stalingrad eingeladen, um der Kameradschaft zu gedenken, die damals herrschte. Mittags wurde eine sowjetische Handelsdelegation nach Japan geschickt, um den Japanern zu erzählen, daß ein unerschöpflicher sowjetischer Markt auf ihre Güter warte, wenn es nur keinen Kalten Krieg gäbe. Abends prostete man in Moskau bei einem Empfang für amerikanische Schriftsteller dem Andenken Lincolns zu. Und so weiter und so fort, Tag für Tag. Über jede kleine Initiative wurde in westlichen Medien berichtet, und Stückchen für Stückchen veränderte sich das amerikanische Bild von der Sowjetunion. Die Sowjetunion wurde entdämonisiert. Am Ende mußte die amerikanische Regierung sich darauf einstellen."
Danach, ergänzte ich, wählten die Amerikaner Kennedy, nicht den fanatischen Antikommunisten Nixon, und es wurde der Nichtweiterverbreitungsvertrag für Atomwaffen unterzeichnet, der letztlich zur Entspannung führte. Wenn ich die öffentliche Meinung in demokratischen Ländern wie den Vereinigten Staaten und Israel verändern wollte, dann ginge es nur so.
Unser Gespräch wandte sich den näherrückenden israelischen Wahlen zu. Ich berichtete über unsere Bemühungen, eine gemeinsame jüdisch-arabische Friedensliste aufzustellen. Das war ein Durchbruch in der israelischen Politik, weil es der erste wirklich integrierte Versuch zur Zusammenarbeit jüdischer und arabischer Nationalisten in Israel war. Das Grundsatzpapier forderte natürlich die Gleichheit der jüdischen und arabischen Staatsbürger Israels in seinen Grenzen vom 4. Juni 1967, die Gründung eines palästinensischen Nationalstaates im Gaza-Streifen und in der West Bank einschließlich Ostje¬