Die Tatsache, daß mehr als zwei Drittel der Ratsmitglieder - der für die Beschlußfähigkeit notwendigen Anwesenheit - zum Kongreß erschienen, bewies, daß sich die überwiegende Mehrheit des palästinensischen Volkes hinter Arafats Führung geschart und den sogenannten Rebellen und ihren syrischen Herren abgeschworen hatte.
Bei meinem voraufgegangenen Gespräch mit Arafat hatte ich mich nachdrücklich dafür eingesetzt, den Rat nach Amman einzuberufen, und zwar aus einem ganz anderen Grunde. Das jordanische Fernsehen hat ein breites Publikum in Israel. Als nun der jordanische Sender die Verhandlungen Tag für Tag live übertrug, wirkte das wie elektrisierend. Das Leben in den besetzten Gebieten und in den arabischen Städten und Dörfern im eigentlichen Israel stand praktisch still und alle hingen an den Fernsehgeräten. Zum ersten Mal sahen sie das ganze Spektrum der Palästinenserführung. Arafat und seine Kollegen kamen in die Wohnzimmer der Menschen, sprachen unmittelbar zu zwei Millionen Palästinensern unter israelischer Herrschaft und schenkten ihnen einen neuen Stolz und ein Zusammengehörigkeitsgefühl.
Nicht weniger wichtig war die Wirkung bei jüdischen Israelis, die sich die Übertragung des jordanischen Fernsehen anschauten oder die vom israelischen Fernsehen gesendeten Ausschnitte sahen. Zum ersten Mal sahen sie die gefürchtete "Terroristenbande" als richtige Menschen, die argumentierten, debattierten, abstimmten. Und sie sahen ganz normal aus, ziemlich gutbürgerlich - ja, vom allgemeinen Eindruck her bestand kaum ein Unterschied zu dem vertrauten Anblick eines Zionistenkongresses. Überraschend für Israelis war der sichtlich demokratische Charakter des Rates. Arafat selbst mußte sich vom Präsidium sagen lassen, er solle sich setzen, als er außer der Reihe zu reden versuchte; es fanden echte Debatten statt, die Abstimmungen ergaben alles andere als Einstimmigkeit. Die stolze Behauptung der Palästinenser, ihr Exilparlament sei die einzige demokratische Einrichtung in der arabischen Welt, erschien wohlbegründet.
Nicht weniger wichtig war das politische Ergebnis. Der Rat billigte den Gedanken einer Friedenskonferenz unter dem Protektorat der fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrates. Bei einer solchen Konferenz solle die PLO ihren Platz an der Seite Israels einnehmen, was praktisch hieß, daß die PLO zu direkten Verhandlungen mit Israel bereit war.
Drei Monate später machte Arafat den nächsten logischen Schritt auf dem Wege zum Frieden. Er Unterzeichnete ein Abkommen mit König Hussein, das erneut die Idee einer internationalen Friedenskonferenz bejahte mit dem Ziel, einen Palästinenserstaat in der West Bank und im Gaza-Streifen im Rahmen einer Konföderation mit Jordanien zu errichten. Als erster Schritt sollte ein Dialog mit den Vereinigten Staaten aufgenommen werden. Für diesen Zweck sollte eine gemeinsame jordanisch-palästinensische Delegation gebildet werden. Es galt, die Verpflichtung der USA gegenüber Israel zu überwinden, nicht