Mittag, vertagten uns für ein paar Stunden, damit Arafat ruhen konnte, und setzten uns am späten Abend wieder zusammen. Arafat hatte etwa ein Dutzend Länder in ebenso vielen Tagen bereist und im Flugzeug geschlafen, er brauchte offenbar Schlaf. Dasselbe galt für seinen Fotografen, der sich überhaupt nicht blicken ließ. Ich hatte erst wenige Tage zuvor auf den Rat meiner Frau das Fotografieren angefangen und hatte eine kleine Amateurkamera bei mir. Und so nahm ich die notwendigen offiziellen Bilder selber auf. In der Pause besuchten wir die Ruinen von Karthago. Durch Zufall war an diesem Tage auch der Bürgermeister von Rom nach Tunis gekommen, um einen symbolischen Friedensvertrag mit Karthago zu unterzeichnen. "Wenn Rom Frieden mit Karthago schließt, kann auch Israel mit den Palästinensern Frieden schließen!" scherzte einer der PLO-Leute, die uns begleiteten. "Ich hoffe, das wird keine 2.500 Jahre dauern", stichelte ich.
Wir gingen auch in den Souk von Tunis - zum ersten Mal nach so vielen Besuchen sah ich die Stadt selbst. Da ich in Begleitung des Moslems Miari war, durfte ich sogar die schöne Moschee betreten, die in der ganzen islamischen Welt berühmt ist.
Am Abend las ich Arafat den Entwurf eines Kommuniqués vor, den wir vorbereitet hatten. Arafat billigte es mit geringfügigen Änderungen, aber nicht als gemeinsame Erklärung; wir durften es zu Hause als unsere Verlautbarung verlesen.
Vor dem Heimflug nach Israel mobilisierten wir unsere Freunde, die zu einer Pressekonferenz am Flughafen Ben Gurion einluden. Aber als die Journalisten kamen, wurden sie von einem Polizeioffizier am Betreten der Halle gehindert. Der Generalinspekteur der israelischen Polizei entschuldigte sich später dafür, aber inzwischen mußten wir draußen vor dem Flughafengebäude mit den Journalisten reden. Im Nu umringte uns ein Haufen Rowdies, brüllte faschistische Parolen und drohte, uns zu verprügeln. In dem Tumult mußten die armen Journalisten unsere Erklärung mitschreiben, während sie um die eigene Sicherheit bangten. Die Polizei sah zu und griff nicht ein.
Das Treffen von Tunis hatte ein höchst unglückliches Nachspiel. Alle Israelis warteten nun darauf, daß wir innerhalb weniger Tage mit den Nachrichten über die vermißten Soldaten herausrückten. Sie kamen nicht. Wir konnten nur vermuten, daß Arafat von seinen Kollegen überstimmt wurde, die nichts ohne Gegenleistung herausgeben mochten. Für uns war es ein furchtbarer Schlag, der unser ganzes Unternehmen in Mißkredit brachte.
*
In den folgenden Monaten verschärfte sich die Lage. Im Laufe des Jahres 1985 nahmen die Gewaltaktionen in Israel um ein Vielfaches zu. Zusätzlich zu den üblichen Sprengstoffanschlägen der Untergrundzellen diverser Fedajinorga-