Also, um was ging es wirklich?

Die USA haben immer befürchtet, daß ein charismatischer arabischer und/oder Moslem-Führer den ganzen Nahen Osten vereinigen, das amerikanische Monopol brechen und die riesigen Olreserven von Saudi-Arabien, Iran, Irak, Kuweit und der anderen Ol-Fürstentümer in einer Hand vereinigen könnte. Wem das gelänge, der wäre in der Lage, der westlichen Industrie die Luft zu nehmen und den internationalen Finanzmarkt zu beherrschen. Das kann eine Weltmacht nicht tolerieren.

Für jede Weltmacht seit Rom - und vielleicht sogar seit AltÄgypten - gilt die Parole: Divide et Impera. Amerika steht dem Nahen Osten ähnlich gegenüber wie England jahrhundertelang vis-â-vis Europa stand: Immer bereit, die Gefahr der Hegemonie eines einzigen Staates auf dem Festland durch Krieg und Koalitionsbildung zu verhindern. Auf diese Weise haben die Engländer Spanien, Napoleon und Hitler zu Fall gebracht.

Als Muhammad Mossadegh Anfang der 50er Jahre den Schah verjagte und das persische Erdöl nationalisierte, blinkte das rote Licht in Washington. Die CIA arbeitete auf Hochtouren, das neue Regime wurde zertrümmert, der Schah feierlich wieder inthronisiert, und Amerika besaß wieder die Kontrolle über das Öl. Aber dann entwickelte sich der Schah zum Ideologen einer starken Preiserhöhung des Erdöls - und da war er wieder weg. Gegen seinen Nachfolger, den Ayatollah Khomeini, hat Amerika dann Saddam Hussein eingesetzt.

Gamal Abd-el-Nasser besaß kein Erdöl, aber sein Appetit war grenzenlos. Da gab es, zum ersten Mal, einen charismatischen arabischen Führer, einen bezaubernden Demagogen mit einer mißreißenden Parole: Araber, vereinigt Euch! Ein großer, pan-arabischer Staat - das war immer schon ein arabischer Traum gewesen. Für einen Ägypter ist er zudem besonders attraktiv, denn wenn solch ein Staat von Kairo aus regiert würde, könnte das "blutarme" Ägypten an dem sagenhaften Reichtum der arabischen Halbinsel partizipieren.

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