ein scheinbar schlapper demokratischer Hauskater sich sehr schnell in einen reißenden Löwen verwandeln kann, wenn er provoziert wird.

Und wie im Nahen Osten seit eh und je üblich, gibt es auch jetzt wieder eine Komplott-Theorie. Die aktuelle Variante sieht so aus: Bush hat den brutalen, bei alledem aber naiven Saddam absichtlich in eine Falle gelockt. April Glaspie, die amerikanische Botschafterin in Bagdad, gab Saddam praktisch grünes Licht für eine Invasion Kuweits. Auch nach der Aussage April Glaspies vor dem Senat bleibt ihr kritisches Gespräch mit Saddam Hussein im Juli 1990 zumindest zweideutig. Nach der Invasion hat Amerika dann Saddam Hussein mit ständig neuen Ultimaten konfrontiert, und jedes einzelne war schon allein für sich genommen so geschickt formuliert, daß es die Ehre Saddams nicht zulassen konnte, auch nur ein einziges von ihnen "bedingungslos" anzunehmen. In der arabischen Kultur spielt die Ehre eine gewaltige Rolle, und die Fachleute Bushs wußten das richtig einzuschätzen. Also mußte Saddam in diesen Krieg, ob er wollte oder nicht.

Eine ähnliche Theorie bestand seinerzeit über Franklin Delano Roosevelts Eintritt in den Zweiten Weltkrieg. Der Präsident wollte, so mutmaßte man, an dem Krieg, der Zertrümmerung der Nazi-Schreckensherrschaft, teilnehmen. Die öffentliche Meinung Amerikas allerdings war dazu noch nicht bereit, weshalb Roosevelt die Japaner in eine Falle lockte. Durch die Blockade lebenswichtiger Rohstoffe zwang er sie zum Krieg. Seine Geheimdienste wußten, daß eine japanische Attacke bevorstand, aber sie warnten die Flotte nicht. Der "infame" Angriff auf Pearl Harbor schockierte die amerikanische Öffentlichkeit unendlich, und danach war es dann kein Problem mehr, die wutentbrannte Nation in den Krieg zu führen.

Nasser besaß dieselbe Theorie hinsichtlich Israels, das ihn 1967 über politischen Druck auf Syrien gezwungen haben soll, seine Truppen in der Sinai-Halbinsel - einer idealen Panzerfalle - zu konzentrieren. Im Anschluß daran mußte Nasser die UNO auffordem, ihre kleine Friedenstruppe abzuziehen, wo¬

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