mit Israel freie Hand bekam, die ägyptische Armee zu vernichten.
Solche Komplott-Theorien finden immer ihre Anhänger, besonders auf der Verliererseite. Die meisten politisch erfahrenen Menschen allerdings glauben mehr an die Bedeutung von Zufall und Dummheit in der Geschichte als an die geschickter Verschwörungen. So oder so - es ist klar, daß Bush diesen Krieg inständig herbeiwünschte. Sein Bedürfnis nach einem persönlichen Sieg traf sich mit den amerikanischen Großmachtinteressen, die die Verhinderung einer irakischen Vorherrschaft im arabischen Raum erforderten.
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Ein ganz besonders wichtiger Aspekt der Golfkrise war ihr Zeitpunkt. Es war kein Zufall, daß es sich um die erste große Krise seit Beendigung des Kalten Kriegs handelte. Das sollte nicht nur im negativen Sinn verstanden werden. Der Verlauf der Krise wäre ja undenkbar gewesen, wäre Rußland noch eine Großmacht.
In jeder bisherigen Nahostkrise waren Amerika und Rußland die beiden großen Gegenspieler. So 1967, 1973, 1982. Lediglich 1948 standen beide Mächte zusammen auf seiten des neuen Staates Israel, was rückblickend heutzutage wie ein Wunder scheint. (Ich selbst besaß als Soldat in diesem Krieg damals ein mit dem Hakenkreuz geschmücktes Gewehr, das in der Tschechoslowakei für die Wehrmacht produziert, von Stalin der jüdischen Armee geliefert und mit amerikanischem Geld bezahlt worden war.) 1956 zwangen Amerika und Rußland gemeinsam Israel, die eroberte Sinai-Halbinsel wieder zu räumen.
In allen Kriegen seit 1949 mußte man auf Rußland Rücksicht nehmen. Wenn Amerika eine Seite bewaffnete und aufrüstete, um für seine Interessen zu kämpfen, dann tat die Sowjetunion dasselbe auf der anderen Seite. Jede Aktion war dadurch automatisch begrenzt. Israelische Strategie und Taktik wurden von der Sicherheit bestimmt, daß Rußland sofort diplomatisch