des Walles gegen Asien" - also ein europäischer Staat gegen die asiatischen Einwohner des Landes. Der Staat erhält die Funktion eines "Vorpostens" der "Kultur" (natürlich ist die europäische Kultur gemeint, gibt es etwa eine andere?) gegen die "Barbarei" (damit können nur die Araber gemeint sein). Herzl dachte an die "heiligen Stätten der Christenheit", aber nicht an die des Islam. Wahrscheinlich hatte Herzl nicht einmal eine Ahnung davon, daß eine der drei heiligsten Stätten des Islam in Jerusalem liegt.
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In den acht Jahren und vier Monaten, die Herzl nach dem Erscheinen seines Buches noch verblieben - er starb im Juli 1904 im Alter von 44 Jahren an einem Herzanfall -, hat er sich rastlos im Sinne und für die Verwirklichung dieses Konzepts engagiert und bemüht. Zunächst versuchte er, den osmanischen Herrscher dazu zu bewegen, ihm Palästina zu "geben". Der Sultan, Abd-ul-Hamid, war zwar ein geschworener Feind seiner arabischen Untertanen, die ihn als Tyrannen haßten, aber andererseits zu schlau, eine jüdische Kolonie in seinem islamischen Kaiserreich zu installieren. Zur selben Zeit warb Herzl um die Gunst des deutschen Kaisers, der damals von einer Eisenbahnverbindung Berlin-Bagdad träumte. (Diese Bahn sollte in Kuweit den Persischen Golf erreichen. Um dieser Gefahr für Indien vorzubeugen, schufen die Engländer den Staat Kuweit und damit die Krise von 1990.) Herzl versuchte, ihn davon zu überzeugen, daß eine deutschsprachige jüdische Kolonie in Palästina ein Stützpunkt für das neue deutsche (zweite) Reich werden würde. Der romantisch veranlagte, aber unstetige Kaiser liebäugelte kurze Zeit mit der Idee, empfing den bärtigen Zionistenführer auch vor malerischer Kulisse in Jerusalem, um dann die Sache aber zu vergessen.
Herzls nächste Station war England. Dort hatte er mehr Glück. Joseph Chamberlain, der "Empire-Builder", erkannte sofort den Wert der zionistischen Idee in ihrer Bedeutung als