zukünftiges Alibi für eine britische Annexion Palästinas. Das war aber zum damaligen Zeitpunkt noch nicht aktuell. Er schlug Herzl vorläufige Alternativen vor: El-Arish im Norden der Sinai-Halbinsel, das zu dem damals englischen Ägypten gehörte, direkt neben Palästina, oder auch Uganda. El-Arish wurde wegen Wassermangels verworfen (wer konnte ahnen, daß einmal ein israelisches Heer dieses Gebiet erobern würde und daß jüdische Siedler dort doch zeitweilig Kibbuzim errichten würden?), der Uganda-Vorschlag, von Herzl akzeptiert, löste einen Sturm innerhalb der zionistischen Bewegung aus. Nach einer bitteren Debatte wurde er als Verrat an Eretz-Jisrael verworfen.
Damit war Herzls Tätigkeit - und sein Leben - beendet. Aber sein Konzept - "Ein Stück des Walles gegen Asien" wurde zum Kern der zionistischen Politik. 86 Jahre nach seinem Tod sollte es noch Israels Politik im Golfkrieg bestimmen.
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Der Weg des Zionismus zwischen West und Ost wurde nicht nur von Theoretikern in Europa entschieden. Seit 1882, also noch vor Gründung der zionistischen Bewegung, besiedelten jüdische Einwanderer Palästina. Das mußte automatisch zum Konflikt führen, auch wenn und obwohl die Siedler sich dessen nicht bewußt waren. Ihnen erschienen die Palästinenser als ein Teil der Landschaft, wie Bäume und Moskitos (so hat es Golda Meir einmal ausgedrückt). Ausgerechnet Wladimir Jabotinsky, der extremste Zionistenführer und geistige Vater der LikudPartei, hat in den dreißiger Jahren in seinem berühmten Artikel "Die eiserne Wand" erklärt, daß der arabische Widerstand gegen die jüdische Besiedlung ganz natürlich sei, denn kein "eingeborenes" Volk dulde freiwillig den Einzug weißer Siedler in sein Land. (Jabotinsky schlug vor, diesem unvermeidlichen Widerstand eine eiserne jüdische Wand entgegenzusetzen.)
Mit den ersten Siedlern, Idealisten aus Rußland, fing der gewaltsame Konflikt schon an. Es ging um Boden, um Wasser.