Iraks hatte England auch die damals noch viel bedeutenderen Erdölquellen in Mossul in die Hand bekommen, und es war auf Palästina angewiesen, um das Ol durch englisches Gebiet an die Mittelmeerküste zu bringen. Aber Frankreich, Englands Bundesgenosse (und Todfeind im Nahen Osten), besaß ein Vorrecht auf die Levante. England bedurfte daher eines besonders guten Vorwands, um Palästina für sich beanspruchen zu können. Es war in London immer besonders beliebt, imperiale Interessen mit idealistischen Schwärmereien zu schmücken. Was eignete sich in diesem Fall besser als der Zionismus?
Der Gedanke an ein jüdisches Gemeinwesen in Palästina, das einen Vorposten des britischen Empires abgeben sollte, war keineswegs neu. Er wurde bereits 1840 von Lord Palmerston vertreten, der glaubte, eine jüdische Kolonie im heiligen Land könne dem Osmanischen Reich, das damals noch von den Briten gestützt wurde, von Nutzen gegen die Ägypter sein, auf deren Seite die Franzosen standen.
"Ich beauftrage Eure Excellenz daher, der türkischen Regierung zu empfehlen, die Juden aus Europa zur Rückkehr nach Palästina weitgehend zu ermutigen", schrieb der damalige Außenminister Palmerston an seine Botschafter in Istanbul. "Wenn das jüdische Volk auf Einladung des Sultans, mit seiner Genehmigung und unter seinem Schutz zurückkehrt, dann wäre für die Zukunft allen etwaigen bösen Absichten Mehemet Alis oder seiner Nachfolger ein Riegel vorgeschoben." Genau die gleichen Argumente wurden sechzig Jahre später von Herzl und Nordau vertreten. Mehmed Ali, der Gründer des modernen Ägyptens, war in gewisser Weise ein Vorläufer der arabischen Nationalbewegung.
Am 17. August 1840 erschien in der Londoner Times ein Leitartikel, in dem empfohlen wurde, "das jüdische Volk in das Land seiner Väter zu pflanzen". Dieser Plan wurde von Lord Ashley, dem späteren Lord Shaftesbury, vorgetragen. Ihre Rechte und Privilegien sollten der Siedlung "unter dem Schutz einer europäischen Macht garantiert werden". Gemeint war natürlich Großbritannien. Zur selben Zeit gedachten die Fran-