Seit vielen Jahren spukt im Nahen Osten ein Gespenst herum: der aufgezwungene Frieden, Frieden durch fremdes "Fiat". Es ist ein gutmütiges Gespenst, ein Geist, der es allen friedliebenden Menschen erlaubt, geduldig zu warten und nichts zu tun. Der Frieden wird schon kommen. Andere werden das besorgen. Professor Yeschajahu Leibowitz, eine der markantesten Persönlichkeiten in Israel, von Friedensaktivisten als Prophet "Jesaja III" (nach den zwei in der Bibel) verehrt, hat das einmal so ausgedrückt: "Die beiden internationalen Banditen, Amerika und Rußland, werden ihren Klienten im Nahen Osten einen Frieden diktieren."
Der größte Prophet des "diktierten Frieden" war Nachum Goldmann. Je weniger Einfluß er auf die israelische Politik besaß, desto mehr glaubte er an ein fremdes Fiat. Und nach jeder Enttäuschung wurde sein Glaube noch stärker. Mindestens einmal im Jahr kam er aus Amerika oder Europa, versammelte seine Anbeter um sich und teilte ihnen im größten Vertrauen mit: Jetzt endlich sei es so weit. Er habe sich mit Soundso getroffen - immer eine wichtige Persönlichkeit, sei es ein russischer Botschafter, ein amerikanischer Secretary of State oder ein europäischer Minister - und dieser habe ihm, natürlich im Vertrauen, erzählt, daß Moskau und Washington sich endlich einig seien, den Frieden im Nahen Osten herzustellen. Goldmann war ein erfahrener Politiker, der die Interessen Amerikas und Rußlands haarscharf zu analysieren wußte. Wie konnte er so oft zu einem falschen Urteil gelangen?
In der israelischen Friedensbewegung ist der Wunsch der Vater des Gedankens. Verirrt man sich in der Wüste, so kann man leicht zum Opfer einer Fata Morgana werden. Wer sich nach dem Frieden sehnt, aber keinen politischen Weg hin zu ihm bei sich selbst sieht, der kann leicht in den Glauben verfallen, daß ein solcher Weg anderswo bestehe. So ist es auf jeden