Warum hat Amerika sich das gefallen lassen? Aus welchem Grund haben sich all diese Präsidenten, Demokraten und Republikaner, von einem kleinen, von Amerika abhängigen Nahost-Staat demütigen lassen? Das ist - wie die Amerikaner selbst sagen - die 64 ooo-Dollar-Frage.
Die einfachste und populärste Antwort ist die, daß das Weiße Haus Angst hat vor der jüdisch-israelischen Lobby. Und da ist etwas dran. Die israelisch-amerikanischen Beziehungen sind bei weitem komplizierter als es die arabische Parole ("Israel ist eine Schöpfung der Imperialisten") anzeigt. Scherzhaft wurde einmal gesagt, daß der liebe Gott den Arabern das Öl und Israel die amerikanischen Juden geschenkt habe. Ein Israeli hat die gegenseitigen Beziehungen, nicht ganz so scherzhaft, so definiert: "Israel ist zwar eine amerikanische Kolonie, aber Amerika ist auch eine israelische Kolonie."
In den USA leben heute beinahe sechs Millionen Juden. Ihre Vorfahren sind zur selben Zeit massenhaft von Osteuropa aus nach Amerika ausgewandert, als ein kleiner, idealistischer Teil ihrer Volks- und Glaubensgenossen nach Palästina zog. Inzwischen haben es viele in den USA zu Ansehen und Reichtum gebracht. Der Holocaust, in dem sechs Millionen ihrer Verwandten auf grausige Art ihr Leben verloren haben und den sie selbst nur aus sicherer Feme miterlebt haben, erfüllt sie noch heute mit einem tiefen Schuldgefühl, das noch verstärkt wird durch das Bewußtsein, in einem reichen Land ein luxuriöses Leben zu führen, während ihre heroischen Brüder in Israel in stetigem Kampf stehen.
Das alles hat dazu geführt, daß sich die amerikanischen Juden, mehr und stärker als irgendeine ethnische Gruppe in den USA, straff als "Pressure Group" organisiert haben. Da sie sich gerade in strategisch günstig gelegenen Bundesstaaten konzentrieren, besitzen sie die Möglichkeit, auf den Kongreß einen äußerst starken Druck auszuüben. Es muß sich schon um einen sehr mutigen Senator oder Kongreßabgeordneten handeln, der sich bereit zeigt, Israel zu trotzen - denn das