Pollard war ein Angestellter des Nachrichtendienstes der amerikanischen Kriegsmarine, Jude und Zionist. Eine Sonderabteilung des israelischen Geheimdienstes hatte ihn für ihre Zwecke geworben, und er konnte ihr scheinbar äußerst wichtige Geheimdokumente zuleiten. Er wurde jedoch von der amerikanischen Abwehr gefaßt. Unter Freunden hätte das vertuscht werden können. Der amerikanische Geheimdienst war ja sowieso verpflichtet, seinen israelischen Kollegen alle für sie wichtigen Geheimnisse zu liefern, was auf Gegenseitigkeit beruht, wobei den Israelis auf diesem Gebiet ein großes Renommee zueigen ist.

Aber die amerikanischen Kollegen waren wirklich wütend. Nicht nur, weil man sich nicht gerne von Freunden bespitzeln läßt, sondern auch darum, weil Herr Pollard allem Anschein nach genau wußte, was er aus den Safes zu entnehmen hatte. Daraus schlossen die Amerikaner, daß ein noch viel höher gestellter Beamter für Israel arbeitet, und den wollten sie gerne ausfindig machen.

Vielleicht aus wirklicher Wut, vielleicht aber auch, um Pollard zu erpressen, wurde der arme Kerl zu einer lebenslänglichen Gefängnisstrafe verurteilt. Die Israelis waren empört. Aber die amerikanischen Juden stellten sich diesmal nicht auf die Seite Israels. Ganz im Gegenteil, sie kritisierten Israel öffentlich und scharf - etwas, was bis dahin für beinahe unmöglich gehalten worden war.

Das war eine Warnung. Die Unterstützung der amerikanischen Juden für Israel ist also nicht ganz bedingungslos. Sie besteht nur solange, wie sie gleichzeitig mit amerikanischem Patriotismus zu vereinbaren ist. Eine Situation, in der die amerikanischen Interessen ganz klar denjenigen Israels entgegenstünden, würde die amerikanischen Juden vor ein herzzerreißendes Dilemma stellen. Sie würden sicher zu Amerika stehen.

Also muß hinter der Politik amerikanischer Präsidenten im Nahen Osten noch mehr stecken als nur die reine Angst vor Israel und seinen Anhängern in den USA. Aber was ist es? Wer profitiert von dem andauernden Kriegszustand in der Region?

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